Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Er kann anscheinend alles zum Wachsen bringen«, sagte ich. »Er hat die ganzen üblichen Kräuter hier und ein Treibhaus, das so klein ist, dass er nicht einmal aufrecht darin stehen kann, mit Dingen, die um diese Jahreszeit nicht wachsen sollten oder in diesem Teil der Welt nicht wachsen sollten oder einfach überhaupt nicht wachsen sollten. Ganz zu schweigen von seinen importierten Gewürzen und Arzneien.«

Das erinnerte mich wieder an die vergangene Nacht, und ich stand auf und sah zum Fenster hinaus. Die Winterdämmerung kam früh, und draußen war es schon dunkel. Die Laternen der Mönche, die sich um die Ställe kümmerten und noch im Freien ihre Runden machten, bewegten sich munter auf und ab.

»Es wird Abend. Meinst du, du kannst schlafen? Bruder Ambrose hat ein paar Mittel, die dir helfen könnten.«

Seine Augen hatten dunkle Ränder, doch er schüttelte den Kopf.

»Nein, Sassenach. Ich möchte nichts. Wenn ich einschlafe … nein, ich lese lieber noch ein wenig.« Anselm hatte ihm eine Auswahl philosophischer und historischer Werke aus der Bibliothek gebracht, und er streckte die Hand nach dem Tacitus aus, der auf dem Tisch lag.

»Du brauchst Schlaf, Jamie«, wandte ich sanft ein, während ich ihn beobachtete. An das Kissen gelehnt öffnete er das Buch, starrte jedoch darüber hinweg an die Wand.

»Ich habe dir nicht erzählt, was ich geträumt habe«, sagte er unvermittelt.

»Du hast gesagt, du hast vom Auspeitschen geträumt.« Sein Gesicht gefiel mir nicht; unter den Blutergüssen war es bleich, und es war mit Feuchtigkeit überzogen.

»Das stimmt. Ich konnte den Kopf heben und die Stricke sehen, die mir in die Handgelenke schnitten. Meine Hände waren fast schwarz, und der Strick hat bei jeder Bewegung über den Knochen gerieben. Ich hatte das Gesicht an den Pfosten gepresst. Dann konnte ich spüren, wie mir die Bleistückchen an den Enden der Riemen in die Schultern schnitten. Es kamen immer mehr Hiebe, auch als es schon lange hätte vorbei sein müssen, und mir wurde klar, dass er überhaupt nicht vorhatte aufzuhören. Die Enden der Schnüre haben mir kleine Stücke aus dem Fleisch gerissen. Das Blut … das Blut ist mir über die Seiten und den Rücken in den Kilt gelaufen. Mir war furchtbar kalt. Dann habe ich wieder nach oben geblickt und konnte sehen, dass mir das Fleisch von den Händen zu fallen begann und meine Fingerknochen über das Holz schabten und lange Kratzer hinterließen. Die Knochen meiner Arme lagen bloß, und sie wurden nur noch von den Stricken zusammengehalten. Ich glaube, da habe ich angefangen zu schreien. Ich konnte bei jedem Hieb ein seltsames Klappern hören, und dann habe ich erkannt, was es war. Er hatte mir das Fleisch von den Knochen gezogen, und die Bleistückchen der Peitsche klapperten über meine Rippen hinweg. Und ich wusste, dass ich tot war, aber es war egal. Er würde immer weitermachen, und es würde nie aufhören, er würde weitermachen, bis ich in Stücke zu fallen begann und zu Boden bröckelte, und es würde nie aufhören, und …«

Ich ging zu ihm, um ihn zu berühren, doch er war schon von selbst verstummt und klammerte sich mit der gesunden Hand an das Buch. Seine Zähne bohrten sich tief in die aufgeplatzte Haut seiner Unterlippe.

»Jamie, ich bleibe heute Nacht bei dir«, sagte ich. »Ich kann mir eine Matratze auf den Boden legen.«

»Nein.« Trotz seiner Schwäche meldete sich seine angeborene Sturheit zu Wort. »Ich komme besser allein zurecht. Und ich bin jetzt nicht müde. Geh etwas essen, Sassenach. Ich … lese noch ein wenig.« Er beugte den Kopf abweisend über die Seite. Ratlos beobachtete ich ihn noch eine Minute, dann tat ich, was er gesagt hatte, und ging.

Jamies Zustand bereitete mir wachsende Sorgen. Die Übelkeit ließ einfach nicht nach; er aß kaum etwas und wenn, dann behielt er es nur selten bei sich. Er wurde immer blasser, lustloser, teilnahmsloser. Er schlief häufig tagsüber, da er nachts so gut wie gar nicht schlief. Doch trotz der Furcht vor seinen Träumen erlaubte er mir nicht, seine Kammer mit ihm zu teilen, weil er mich nicht auch noch um den Schlaf bringen wollte.

Da ich mich nicht aufdrängen wollte, verbrachte ich einen Großteil meiner Zeit mit Bruder Ambrose im Herbarium oder in der Trockenkammer, oder ich wanderte ziellos über das Gelände der Abtei und unterhielt mich mit Bruder Anselm. Er nutzte die Gelegenheit zu einem sanften Katechismus und versuchte, mich in den Grundbegriffen des Katholizismus zu unterweisen, obwohl ich ihm wieder und wieder versicherte, dass ich eigentlich Agnostikerin war.

»Ma chère«, sagte er schließlich, »erinnert Ihr Euch noch an die Grundvoraussetzungen für die Sünde, die ich Euch gestern genannt habe?«

Meine Moral mochte ja zu wünschen übriglassen, doch mit meinem Gedächtnis war alles in Ordnung.

»Erstens, dass die Tat falsch ist und zweitens, dass man seine volle Zustimmung dazu gibt«, wiederholte ich wie ein Papagei.

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