Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Mit einem kurzen Blick auf die Gestalt im Inneren, die den Kopf im Gebet gesenkt hatte, führte mich Anselm an der stillen Dunkelheit des Kapelleneingangs und am Kreuzgang vorüber zum Rand des Gartens.

Als wir den Mönch in der Kapelle durch unsere Stimmen nicht mehr stören konnten, sagte er: »Die Idee mit der ewigen Anbetung ist ganz einfach. Ihr erinnert Euch doch an die Bibel und den Garten von Gethsemane, wo unser Herr die Stunden vor seiner Verurteilung und Kreuzigung verbracht hat, während seine Freunde, die ihm Gesellschaft leisten sollten, alle fest eingeschlafen sind?«

»Oh«, sagte ich, denn ich begriff auf der Stelle. »Und er hat gesagt: ›Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?‹ Das ist es also, was Ihr tut – Ihr wacht eine Stunde in der Dunkelheit, um es wiedergutzumachen.« Die Idee gefiel mir, und die Dunkelheit der Kapelle erschien mir plötzlich lebendig und tröstend.

»Oui, Madame«, stimmte er mir zu. »Ganz einfach. Wir halten abwechselnd Wache, und das heilige Sakrament hier auf dem Altar bleibt nie allein.«

»Ist es denn nicht schwer, wach zu bleiben?«, fragte ich neugierig. »Oder seid Ihr es gewohnt, nachts Wache zu halten?«

Er nickte, und ein leiser Windhauch hob sein seidiges braunes Haar an. Seine Tonsur bedurfte einer Nachbesserung, kurze Haarstoppeln bedeckten sie wie Moos.

»Jeder Wachende wählt die Tageszeit, die für ihn am besten ist. Für mich ist das um zwei Uhr morgens.« Er sah mich an und zögerte, als fragte er sich, wie ich seine nächsten Worte aufnehmen würde.

»Für mich ist es in diesem Moment …« Er hielt inne. »Es ist, als wäre die Zeit stehengeblieben. Alle Körpersäfte, das Blut und die Galle und die Dämpfe, die einen Menschen bilden; es ist, als arbeiteten sie alle plötzlich in vollkommener Harmonie zusammen.« Er lächelte. Seine Zähne waren etwas schief, der einzige Makel seiner ansonsten perfekten Erscheinung.

»Oder als hätten sie ganz aufgehört zu arbeiten. Ich frage mich oft, ob dieser Augenblick wohl genauso ist wie der Moment der Geburt oder der des Todes. Ich weiß, dass jeder ihn anders erlebt … aber genau dann, in diesem Bruchteil der Zeit scheint es so, als wäre alles möglich. Man kann über die Einschränkungen des eigenen Lebens hinwegblicken und sehen, dass sie eigentlich nichtig sind. In diesem Moment, wenn die Zeit stillsteht, ist es so, als könnte man jedes erdenkliche Vorhaben beginnen und vollenden. Und wenn man wieder zu sich selbst zurückkehrt, findet man die Welt unverändert vor, und alles ist so, wie man es einen Moment zuvor verlassen hat. Und es ist, als ob …« Er zögerte kurz, um sich seine Worte sorgfältig zurechtzulegen.

»Als ob dadurch, dass man weiß, dass alles möglich ist, plötzlich nichts mehr notwendig ist.«

»Aber … tut Ihr auch tatsächlich etwas?«, fragte ich. »Äh, beten, meine ich?«

»Ich? Nun ja«, sagte er langsam, »ich sitze da und sehe Ihn an.« Ein breites Lächeln dehnte seine fein gezeichneten Lippen. »Und Er sieht mich an.«

Jamie saß aufrecht im Bett, als ich in sein Zimmer zurückkehrte, und er unternahm einen kurzen Ausflug in den Flur, wobei er sich auf meine Schulter stützte. Doch danach war er leichenblass und schwitzte vor Anstrengung. Ohne Widerrede legte er sich wieder hin, als ich ihm die Decke zurückschlug.

Ich bot ihm etwas Suppe und Milch an, doch er schüttelte erschöpft den Kopf. »Ich habe keinen Appetit, Sassenach. Wenn ich etwas zu mir nehme, übergebe ich mich nur wieder.«

Ich bedrängte ihn nicht, sondern trug die Suppe wortlos hinaus.

Beim Abendessen war ich hartnäckiger und konnte ihn überreden, es mit ein paar Löffeln Suppe zu versuchen. Er brachte zwar einiges hinunter, konnte es aber nicht bei sich behalten.

»Es tut mir so leid, Sassenach«, sagte er danach. »Ich muss dich doch anwidern.«

»Es macht nichts, Jamie, und du widerst mich nicht an.« Ich stellte die Schüssel draußen vor die Tür, setzte mich zu ihm und strich ihm das wirre Haar aus der Stirn.

»Keine Sorge. Es liegt nur daran, dass dein Magen noch von der Seekrankheit gereizt ist. Vielleicht habe ich dich zu schnell zum Essen gedrängt. Lass ihn in Ruhe heilen.«

Er schloss die Augen und seufzte unter meiner Hand.

»Es wird schon wieder«, sagte er teilnahmslos. »Was hast du denn heute gemacht, Sassenach?«

Er war sichtlich ruhelos und fühlte sich unwohl, entspannte sich aber ein wenig, als ich ihm von den Erkundungen des Tages erzählte, von der Bibliothek, der Kapelle, der Kelterei und schließlich dem Kräutergarten, wo ich endlich den berühmten Bruder Ambrose kennengelernt hatte.

»Er ist erstaunlich«, sagte ich begeistert. »Oh, ich vergaß, du kennst ihn ja bereits.« Bruder Ambrose war groß – noch größer als Jamie – und hager mit dem langen, traurigen Gesicht eines Bassethundes. Und zehn langen dünnen Fingern, von denen jeder einzelne grün leuchtete.

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