Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Ich beugte das Knie vor der Präsenz und verließ die Kapelle. In der Ewigkeit des Augenblicks, in dem die Zeit stillsteht, zweifelte ich nicht, dass ich eine Antwort hatte, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie diese Antwort lautete. Ich wusste nur, dass ich eine Menschenseele in den Händen hielt, ob die meine oder die eines anderen, konnte ich nicht sagen.

Es kam mir nicht wie die Erhörung meiner Gebete vor, als ich am Morgen zu normaler Zeit erwachte und ein Laienbruder vor mir stand, um mir mitzuteilen, dass Jamie glühendes Fieber hatte.

»Wie lange geht es ihm schon so?«, fragte ich und legte Jamie mit geübten Bewegungen die Hand auf Stirn und Rücken, in die Höhlen der Achseln und Lenden. Keine Spur von erleichterndem Schweiß, nur die gespannte Pergamenthaut fortdauernder Austrocknung, die vor Hitze brannte. Er war zwar wach, doch seine Augenlider waren schwer, und er war benommen. Der Grund für das Fieber war klar. Die zertrümmerte rechte Hand war aufgedunsen, und übelriechender Ausfluss durchtränkte die Verbände. Unheilvolle rote Streifen zogen sich an seinem Handgelenk hinauf. Eine verdammte Blutvergiftung, dachte ich. Eine elende, eitrige, lebensbedrohliche Blutvergiftung.

»Ich habe ihn so gefunden, als ich nach dem Morgengebet nach ihm gesehen habe«, sagte der Mönch, der mich geholt hatte. »Ich habe ihm Wasser gegeben, aber er hat kurz nach Tagesanbruch angefangen, sich zu übergeben.«

»Ihr hättet mich sofort holen sollen«, sagte ich. »Aber nun ja. Bringt mir heißes Wasser, Himbeerblätter und Bruder Polydore, und zwar so schnell wie möglich.« Er ging mit der Versicherung, er würde auch dafür sorgen, dass man mir etwas zum Frühstücken brachte, doch ich winkte solche Annehmlichkeiten beiseite und griff nach dem Zinnkrug mit Wasser.

Als Bruder Polydore erschien, hatte ich es mit der innerlichen Anwendung von Wasser versucht, die jedoch auf heftige Ablehnung gestoßen war, und so versuchte ich es stattdessen äußerlich, indem ich die Laken damit tränkte und sie ihm lose um die brennende Haut schlug.

Gleichzeitig badete ich die entzündete Hand in frisch abgekochtem Wasser, so heiß er es ertragen konnte, ohne dass er Verbrennungen erlitt. Ohne Sulfonamide oder moderne Antibiotika war Hitze die einzige Verteidigung gegen eine bakterielle Infektion. Der Körper des Patienten tat ja selbst sein Bestes, diese Hitze in Form hohen Fiebers zu erzeugen, doch das Fieber stellte seinerseits eine Gefahr dar, da es Muskelgewebe verzehrte und Hirnzellen schädigen konnte. Der Kniff lag darin, an Ort und Stelle genügend Hitze zur Bekämpfung der Infektion zu erzeugen, während man den Rest des Körpers kühlte, um Schädigungen zu vermeiden, und ihn mit genügend Wasser versorgte, um seine normalen Funktionen aufrechtzuerhalten. Ein verdammter dreifacher Balanceakt, dachte ich trostlos.

Jetzt ging es nicht mehr um Jamies Gemütszustand oder um sein körperliches Unwohlsein. Es war ein simpler Kampf darum, ihn am Leben zu halten, bis die Infektion und das Fieber ihren Lauf genommen hatten; das war alles, was zählte.

Am Nachmittag des zweiten Tages begann er zu halluzinieren. Wir banden ihn mit weichen Tüchern an das Bett, um zu verhindern, dass er sich zu Boden warf. Als verzweifelte Methode zur Fiebersenkung schickte ich schließlich einen der Laienbrüder ins Freie, um uns einen großen Korb Schnee zu holen, den wir um Jamies Körper packten. Dies hatte zwar einen heftigen Zitterkrampf zur Folge, an dessen Ende völlige Erschöpfung stand, doch seine Temperatur sank zumindest kurz.

Unglücklicherweise musste diese Behandlung im Stundenabstand wiederholt werden. Bei Sonnenuntergang sah das Zimmer aus wie ein Sumpf; auf dem Boden stand der geschmolzene Schnee in Pfützen, um die sich nasse Laken wie Grasbüschel türmten, und von dem Kohlebecken in der Ecke stieg der Dampf auf wie Marschgas. Bruder Polydore und ich waren ebenfalls nass, in Schweiß gebadet, vom Tauwasser gekühlt und der Erschöpfung nah, obwohl uns Anselm und die Laienbrüder hilfreich zur Seite standen. Wir hatten es mit fiebersenkenden Mitteln wie Sonnenhut, Gelbwurz, Katzenminze und Ysop versucht, jedoch ohne Wirkung. Weidenrindentee, der durch seinen Gehalt an Salizylsäure hätte helfen können, konnte nicht in ausreichend großen Mengen verabreicht werden.

In einem seiner zunehmend seltenen wachen Intervalle bat mich Jamie, ihn sterben zu lassen. Ich antwortete knapp, so, wie ich es in der nächtlichen Kapelle getan hatte: »Ich werde den Teufel tun«, und setzte meine Arbeit unbeirrt fort.

Als die Sonne unterging, hörte ich mehrere Männer durch den Korridor kommen. Die Tür öffnete sich, und der Abt, Jamies Onkel Alex, kam herein, begleitet von Bruder Anselm und drei anderen Mönchen, von denen einer eine kleine Zedernholzschatulle trug. Der Abt kam zu mir und segnete mich kurz, dann ergriff er eine meiner Hände.

»Wir werden den Jungen salben«, sagte er, und seine tiefe Stimme klang gütig. »Habt keine Angst.«

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