Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Ein paar Tage vorher hatte es ein wenig geschneit. Es lag also nur eine leichte Schneedecke unter den Bäumen und ansonsten Schlamm. Ich war auf der Suche nach Pilzen, die oft unten an den Baumstämmen wachsen, und bin mit dem Fuß durch eine Schneekruste auf einen Grasfleck getreten, der an einer freien Stelle zwischen den Bäumen wuchs. Normalerweise findet das Rotwild diese Stellen. Sie scharren den Schnee beiseite und fressen das Gras bis auf die Wurzeln ab. Diese Stelle hatten sie aber noch nicht gefunden, und ich dachte, wenn sie damit durch den Winter kommen, warum ich nicht auch? Ich hatte solchen Hunger, dass ich meine Schuhe gekocht und gegessen hätte, wenn ich sie nicht zum Gehen gebraucht hätte. Also habe ich das Gras bis zu den Wurzeln gegessen, wie es das Wild tut.«

»Wie lange hattest du denn nichts mehr gegessen?«, fragte ich in einer Mischung aus Faszination und Entsetzen.

»Drei Tage gar nichts und eine Woche lang nichts als Drammach – eine Handvoll Hafer und ein bisschen Milch. Aye«, sagte er und betrachtete nachdenklich den Grashalm in seiner Hand, »Wintergras ist zäh und schmeckt sauer – nicht so wie das hier –, aber ich habe kaum darauf geachtet.« Er grinste mich plötzlich an.

»Ich habe auch nicht beachtet, dass ein Reh vier Mägen hat und ich nur einen. Vier Tage lang hatte ich Krämpfe und furchtbare Blähungen. Einer der älteren Männer hat mir später erzählt, dass man Gras erst kocht, wenn man es essen will, aber das wusste ich da noch nicht. Es hätte sowieso keine Rolle gespielt; ich war zu hungrig zum Warten.« Er erhob sich und beugte sich vor, um mir aufzuhelfen.

»Besser, wenn ich wieder an die Arbeit gehe. Danke für das Essen, Kleine.« Er reichte mir den Korb und setzte sich in Bewegung, um zum Stall zu gehen. Die Sonne glänzte in seinem Haar wie auf einem Schatz aus Gold- und Kupfermünzen.

Langsam machte ich mich wieder auf den Weg zur Burg und dachte dabei an Männer, die im kalten Schlamm leben und Gras essen. Erst als ich den Burghof betrat, fiel mir ein, dass ich seine Schulter ganz vergessen hatte.




Kapitel 7

Davie Beatons Kammer

Zu meiner Überraschung erwartete mich einer von Colums Gefolgsleuten an der Pforte, als ich in die Burg zurückkehrte. Der MacKenzie würde mir dankbar sein, so sagte man mir, wenn ich ihm in seinen Gemächern meine Aufwartung machen würde.

Die hohen Fenster der privaten Zuflucht des Burgherrn standen offen, und der Wind fuhr raschelnd und murmelnd durch die Käfigbäume, so dass man fast glauben konnte, im Freien zu sein.

Der Burgherr selbst saß an seinem Schreibtisch und schrieb etwas, als ich eintrat, hielt jedoch sofort inne und erhob sich, um mich zu begrüßen. Nachdem er sich mit ein paar Sätzen nach meiner Gesundheit und meinem Wohlbefinden erkundigt hatte, führte er mich zu der Wand mit dem Käfig, wo wir die kleinen Insassen bestaunten, die angeregt zwitschernd durch das wehende Laub hüpften.

»Dougal und Mrs. Fitz sagen beide, dass Ihr großes Können als Heilerin besitzt«, merkte Colum wie beiläufig an und steckte einen Finger durch das Käfiggitter. Ein kleiner grauer Spatz, der das offenbar schon kannte, kam angeflogen und landete zielsicher auf dem Finger, den er mit seinen kleinen Krallen umschloss, während er leicht die Flügel ausbreitete, um seinen Sitz ausbalancieren zu können. Colum streichelte ihm mit dem schwieligen Zeigefinger der anderen Hand sacht den Kopf. Ich sah, dass die Haut rings um seinen Nagel verdickt war, und wunderte mich darüber; es war ja kaum wahrscheinlich, dass er viel körperliche Arbeit leistete.

Ich zuckte mit den Schultern. »Es gehört nicht viel dazu, eine Hautverletzung zu verbinden.«

Er lächelte. »Möglich, doch es verlangt einiges an Können, es im Stockfinsteren am Straßenrand zu tun, nicht wahr? Und Mrs. FitzGibbons erzählt, dass Ihr heute Morgen einem ihrer Küchenjungen den gebrochenen Finger gerichtet und einer Küchenmagd den verbrühten Arm verbunden habt.«

»Das ist auch nicht besonders schwierig«, erwiderte ich und fragte mich, worauf er hinauswollte. Er winkte einem der Bediensteten, welcher schnell eine kleine Schüssel aus einer Sekretärschublade holte. Colum nahm den Deckel ab, holte eine Handvoll Körner heraus und begann, sie durch das Käfiggitter zu streuen. Die kleinen Vögel ließen sich aus dem Geäst plumpsen und hüpften über den Grasboden wie Kricketbälle, und der Spatz flog zu seinen Kameraden davon.

»Ihr habt keine Verbindungen zum Beaton-Clan, oder?«, fragte er. Ich erinnerte mich, dass Mrs. FitzGibbons bei unserer ersten Begegnung gefragt hatte: Seid Ihr denn eine Heilerin? Eine Beaton?

»Nein. Was hat denn der Beaton-Clan mit Medizin zu tun?«

Colum betrachtete mich überrascht. »Ihr habt noch nie von ihnen gehört? Die Heiler des Beaton-Clans sind in den ganzen Highlands berühmt. Viele von ihnen sind reisende Heiler. Wir hatten sogar selbst einen von ihnen hier.«

»Ihr hattet ihn hier? Was ist aus ihm geworden?«, fragte ich.

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