Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Ich öffnete eine Schranktür und hustete, als mir eine Staubwolke entgegenschlug. »Ja, das wäre wirklich sehr hilfreich«, pflichtete ich ihm bei. Auf dem unteren Bord im Inneren des Schranks lag ein Buch, ein dicker Wälzer mit blauem Ledereinband. Als ich es hochhob, sah ich darunter ein kleineres Buch, das in billiges schwarzes Tuch gebunden war und ziemlich abgewetzte Kanten hatte.

Dieses zweite Buch entpuppte sich als Davie Beatons Notizbuch, in dem er gewissenhaft die Namen seiner Patienten festgehalten hatte, Einzelheiten ihrer Leiden und den Verlauf der verordneten Behandlung. Ein methodischer Mensch, dachte ich beifällig. Ein Eintrag lautete: »2. Februar A.D. 1741, Sarah Graham MacKenzie, Verletzung am Daumen, den sie sich am Spinnrad eingeklemmt hatte. Anwendung von gekochter Poleiminze, gefolgt von einem Umschlag aus: jeweils einem Teil Schafgarbe, Johanniskraut, zerstampfter Assel und Mauseohr, angerührt mit feinem Lehm.« Assel? Mauseohr? Zweifellos einige der Kräuter in den Regalen.

»Ist Sarah MacKenzies Daumen gut verheilt?«, fragte ich Colum und schloss das Buch.

»Sarah? Ah«, antwortete er nachdenklich. »Nein, ich glaube nicht.«

»Tatsächlich? Ich frage mich, was daraus geworden ist«, sagte ich. »Vielleicht könnte ich ja später einen Blick bei ihr darauf werfen.«

Er schüttelte den Kopf, und ich glaubte zu sehen, wie ein Hauch von grimmiger Belustigung seine vollen, geschwungenen Lippen umspielte.

»Warum nicht?«, fragte ich. »Hat sie die Burg etwa verlassen?«

»So könnte man es ausdrücken«, erwiderte er. Die Belustigung war jetzt nicht mehr zu übersehen. »Sie ist tot.«

Ich starrte ihn an, während er sich über den staubigen Boden zur Tür bewegte.

»Man kann nur hoffen, dass Ihr Eure Sache als Heilerin besser macht als der verstorbene Davie Beaton, Mrs. Beauchamp«, sagte er. An der Tür blieb er stehen und machte kehrt, um mir einen sardonischen Blick zuzuwerfen. Der Sonnenstrahl beleuchtete ihn wie ein Scheinwerfer.

»Schlechter geht es kaum«, verkündete er und verschwand in der Dunkelheit.

Ich wanderte kreuz und quer durch das schmale, kleine Zimmer und sah mir alles an. Vermutlich war das meiste davon unbrauchbar, aber es war ja möglich, dass ich ein paar nützliche Dinge retten konnte. Ich zog eins der kleinen Schubfächer in dem Apothekerschrank auf und setzte eine Kampferwolke frei. Nun, das war auf jeden Fall nützlich. Ich schob das Schubfach wieder zu und rieb mir die staubigen Finger an meinem Rock. Vielleicht wartete ich ja besser, bis Mrs. Fitz’ fröhliche Helferlein dazu gekommen waren, das Zimmer zu reinigen, ehe ich meine Nachforschungen fortsetzte.

Ich blickte hinaus in den Korridor. Verlassen. Zu hören war auch nichts. Doch ich war nicht so naiv, anzunehmen, dass niemand in der Nähe war. Ob es so angeordnet war oder ob es aus Takt geschah – sie gingen ziemlich unauffällig vor, doch ich wusste, dass man mich beobachtete. Wenn ich in den Garten ging, ging jemand mit. Wenn ich die Treppe zu meinem Zimmer hinaufstieg, konnte ich sehen, wie unten jemand beiläufig den Kopf hob, um zu sehen, welche Richtung ich einschlug. Und bei unserer Ankunft waren mir die bewaffneten Wachen nicht entgangen, die unter dem Überhang Schutz vor der Nässe suchten. Nein, man würde es definitiv nicht zulassen, dass ich einfach hier hinausspazierte, geschweige denn, dass man mich mit einem Transportmittel und der nötigen Ausrüstung ausstattete.

Ich seufzte. Zumindest war ich einen Moment allein. Und ich wünschte mir nichts mehr als das, wenigstens für eine kleine Weile.

Mehrmals schon hatte ich versucht, über alles nachzudenken, was mir widerfahren war, seit ich durch den Stein geschritten war. Doch hier herrschte eine solche Geschäftigkeit, dass ich kaum einmal einen Moment für mich selbst hatte, wenn ich nicht gerade schlief.

Jetzt hatte ich anscheinend einen. Mit aller Kraft zog ich die verstaubte Truhe etwas von der Wand fort, setzte mich und lehnte mich an die massiven Steine. Ich fasste hinter mich und legte die Handflächen dagegen, während ich an den Steinkreis dachte und versuchte, mich genau zu erinnern, was geschehen war.

Die schreienden Steine waren das Letzte, wovon ich wirklich sagen konnte, dass ich mich daran erinnerte. Und selbst daran hatte ich Zweifel. Das Schreien hatte die ganze Zeit angedauert. Es war ja möglich, dachte ich, dass die Schreie gar nicht von den Steinen selbst kamen, sondern von … was auch immer es war … was ich betreten hatte. Waren die Steine eine Art Tor? Und wohin öffneten sie sich? Es gab einfach keine Worte dafür. Ein Spalt durch die Zeit, vermutete ich, denn zuvor war ich ja eindeutig da gewesen, und jetzt war ich hier, und die Steine waren die einzige Verbindung.

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