Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

Er stieg wieder nach oben. Der Alte hatte die Ruder eingezogen und ließ das Dingi treiben. Er saß mit dem Rücken zur Leiter, den Kopf tief zwischen die breiten Schultern gesteckt. Er hatte seine Zigarette zu Ende geraucht und sich eine Zigarre angezündet, als sei es Sonntag. In dem Augenblick, als Smiley den Alten sah, sah er auch die Kreidemarke. Sie lag in der gleichen Blickrichtung, doch ganz dicht vor ihm, sie flimmerte in den beschlagenen Gläsern seiner Brille. Er mußte den Kopf senken und über den Brillenrand schauen, um sie deutlich wahrzunehmen. Eine Kreidemarke, scharf und gelb. Ein sorgfältig über den Rost der Reling gezogener Strich, und dicht daneben eine Angelschnur, die mit einem Seemannsknoten festgemacht war. Der Alte beobachtete ihn, desgleichen wahrscheinlich die wachsende Gruppe von Zuschauern am Strand, doch ihm blieb keine andere Wahl. Er zog an der Schnur, und sie spannte sich. Er zog stetig, Hand über Hand, bis die Schnur in Darm überging, und nun zog er daran. Plötzlich wurde der Darm sehr straff. Vorsichtig zog er weiter. Die Leute am Strand warteten gespannt, er konnte ihr Interesse sogar über das Wasser hinweg spüren. Der Alte hatte den Kopf nach hinten gelegt und schaute durch den schwarzen Schatten seiner Mütze. Plötzlich sprang der Fang mit einem >Plup< aus dem Wasser, und ein schallendes Gelächter erhob sich unter den Zuschauern. Ein alter Turnschuh, grün, mit eingezogenem Schuhband. Der Haken, an dem er hing, war groß genug, um einen Haifisch zu landen. Das Gelächter erstarb allmählich. Smiley nahm den Schuh vom Haken. Dann strebte er auf die Kabine zu, als hätte er dort noch etwas zu erledigen, und verschwand darin. Die Tür ließ er einen Spalt offen, damit Licht hereinkam.

Aber zufällig hatte er den Turnschuh mitgenommen.

Ein in Ölhaut gewickeltes Päckchen war in die Schuhspitze geheftet. Er zog es heraus. Es war ein Tabaksbeutel, der oben zugenäht und mehrmals gefaltet war. Moskauer Regeln, dachte er hölzern. Moskauer Regeln von A bis Z. Wieviele Hinterlassenschaften toter Männer muß ich noch erben? fragte er sich. Wenn wir auch nur den waagrechten schätzen. Er zupfte die Naht auf. Im Beutel war eine weitere Schutzhülle, ein Latexgummifutteral, das oben zugeschnürt war. Und darinnen verborgen ein hartes Stück Pappe, kleiner als ein Zündholzbriefchen. Smiley faltete es auseinander. Es war die Hälfte einer Ansichtskarte. Schwarzweiß, nicht einmal farbig. Die Hälfte einer öden Schleswig-Holsteinischen Landschaft, mit der Hälfte einer Herde von friesischen Rindviechern, die im grauen Sonnenlicht grasten. Mit absichtlicher Brutalität durchgerissen. Auf der Rückseite kein Text, keine Adresse, kein Stempel. Nur die Hälfte einer langweiligen, nicht aufgegebenen Postkarte: Aber sie hatten ihn ihretwegen gefoltert und umgebracht und die Karte trotzdem nicht gefunden, und auch keinen der Schätze, zu denen sie den Schlüssel lieferte. Smiley steckte sie mit ihren Hüllen in die Brusttasche seiner Jacke und ging wieder auf Deck zurück. Der Alte in seinem Dingi hatte längsseits angelegt. Wortlos kletterte Smiley die Leiter hinunter. Die Menge am Strand war inzwischen noch größer geworden.

»Besoffen?« fragte der Alte. »Schläft seinen Rausch aus?«

Smiley stieg in das Dingi, und während der Alte wegruderte, schaute er nochmals auf die Isadora zurück. Er sah das zerbrochene Bullauge, er dachte an die Verwüstung in der Kabine, die papierdünnen Seitenwände, durch die er sogar das Schlurfen der Schritte am Strand hatte hören können. Er stellte sich den Kampf vor und Otto Leipzigs Schreie, die das ganze Lager mit ihrem Lärm erfüllt hatten. Er stellte sich die schweigende Gruppe vor, wie sie auf dem Fleck gestanden hatte, wo sie jetzt auch stand, ohne daß sich eine Stimme, eine helfende Hand erhoben hätte.

»Es war eine Party«, sagte der Alte gleichgültig, während er das Dingi am Steg festmachte. »Jede Menge Musik, Gesang. Haben uns vorher gewarnt, daß es laut werden würde.« Er zerrte an einem Knoten. »Vielleicht haben sie miteinander gestritten. Na und? 'n Haufen Leute streiten sich. Sie haben Krach gemacht, Jazz gespielt. Na und? Wir sind Musikliebhaber hier.«

»Sie waren von der Polizei«, gellte eine Frau aus der Gruppe am Strand. »Wenn die Polizei ihre Pflicht tut, dann hat der Bürger die Klappe zu halten.«

»Zeigen Sie mir seinen Wagen«, sagte Smiley.

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