Zur verabredeten Zeit war die blöde, blökende Concierge heraufgekommen, komplett mit Ehetrottel und Schraubenzieher. Sie waren voll freudiger Erregung und frohlockten, der Ostrakowa so erquickende Kunde bringen zu können. Die Ostrakowa hatte sich auf ihr Kommen sorgfältig vorbereitet, Musik eingeschaltet und Make-up aufgelegt und Bücher neben dem Sofa gestapelt, um eine Atmosphäre entspannter Beschaulichkeit zu schaffen.
»Besuch, Madame,
Die Ostrakowa hatte gelacht und der Concierge die Hand auf den Arm gelegt, um sie auch physisch in ein großes Geheimnis einzubeziehen, während der Ehetrottel dastand und die beiden Frauen mit Zigarettenrauch und Knoblauch einnebelte.
»Hören Sie zu«, sagte die Ostrakowa. »Alle beide. Passen Sie gut auf. Ich weiß genau, wer sie sind, diese reichen und gutaussehenden Besucher. Es sind die beiden nichtsnutzigen Neffen meines Mannes aus Marseille, Faulpelze und Herumtreiber. Wenn sie mir ein Geschenk mitbringen, dann können Sie sicher sein, daß sie dafür ein Bett und womöglich auch Abendessen wollen. Seien Sie so gut und sagen Sie ihnen, ich bliebe noch ein paar Tage auf dem Land. Ich habe die beiden von Herzen gern, aber ich brauche meine Ruhe.«
Mochten auch Reste von Zweifel oder Enttäuschung in den hausmeisterlichen Herzen zurückgeblieben sein, die Ostrakowa entschädigte sie durch eine Geldspende, und jetzt war sie wieder allein - die Schlaufe um den Hals. Sie streckte sich auf dem Sofa aus und schob ein Kissen unter die Hüfte, eine halbwegs erträgliche Lage. Die Waffe in ihrer Hand war auf die Tür gerichtet, und sie konnte die treppauf kommenden Schritte hören, zwei Paar Füße, das eine schwer, das andere leicht.
Wieder sagte sie vor sich hin: »Ein
Dann das Klopfen, schüchtern wie eine kindliche Liebeserklärung. Und die unvertraute Stimme, die ein unvertrautes Französisch sprach mit einem unvertrauten Akzent, langsam und klassisch, wie ihr Mann Ostrakow, und mit der gleichen gewinnenden Weichheit.
»Madame Ostrakowa. Bitte lassen Sie mich ein. Ich will Ihnen helfen.«
Mit dem Gefühl, das Ende aller Dinge sei da, entsicherte die Ostrakowa bedächtig die Pistole ihres Mannes und begab sich mit festen, wenn auch schmerzenden Schritten zur Tür. Sie schob sich seitwärts heran, und sie trug keine Schuhe, und sie mißtraute dem Guckloch. Nichts vermochte sie zu überzeugen, daß es nicht in beide Richtungen gucken konnte. Deshalb nahm sie den Umweg an der Wand entlang, denn sie hoffte, so aus der Sichtlinie zu bleiben, und unterwegs kam sie an Ostrakows verblichenem Portrait vorbei und verübelte ihm sehr, daß er so egoistisch gewesen war, früh zu sterben, anstatt am Leben zu bleiben und sie zu beschützen. Dann dachte sie: nein. Darüber bin ich hinaus. Ich habe selber Mut genug.