Guillams Bürovorsteher, ein Mr.
Anstruther, hatte an der Tür zum Tresorraum auf ihn gewartet, als der Anruf
kam, denn Guillam mußte das Kombinationsschloß einstellen, ehe er und der
Bürovorsteher ihre Schlüssel betätigten. Anstruther sah durch die offene
Bürotür, wie Guillam den Hörer auf die Gabel knallte, und als nächstes sah er
den geheiligten
»Rühren Sie sich nicht aus dem Büro, bis ich anrufe!« rief Guillam. »Sie setzen sich an meinen Schreibtisch und bedienen diese Telefone. Hören Sie?«
Anstruther hörte, aber inzwischen war Guillam schon halbwegs die lächerlich zierliche geschwungene Treppe der Botschaft hinuntergerast, überholte Stenotypistinnen und Wachleute und clevere junge Männer, die auf dem Weg zur abendlichen Cocktail-Runde waren. Sekunden später saß er am Steuer des Porsche und jagte den Motor auf Touren, wie ein Rennfahrer, der er in einem anderen Leben durchaus hätte sein können. Guillam wohnte in Neuilly, und gewöhnlich machten die Spurts durch den Verkehrsstrom ihm Spaß, denn sie erinnerten ihn täglich zweimal daran - so sagte er-, daß die Arbeit in der Botschaft zwar geisttötend langweilig, das Leben draußen aber immer noch gefahrvoll» kernig und köstlich war. Manchmal stoppte er sogar seine Fahrzeit. Über die Avenue Charles de Gaulle und bei günstigem Wind an den Ampeln waren fünfundzwanzig Minuten im Abendverkehr nicht unmöglich. Spät nachts oder frühmorgens schaffte er es bei leeren Straßen und dank des CD-Schilds in einer Viertelstunde, aber zur Stoßzeit waren fünfunddreißig Minuten schon optimal und vierzig die Norm. An jenem Abend legte er, gejagt von der Vorstellung einer von verblendeten Nihilisten mit der Waffe bedrohten Marie-Ciaire, die Strecke in glatten achtzehn Minuten zurück. Polizeiprotokolle, die später auf den Schreibtisch des Botschafters flatterten, sprachen von drei überfahrenen Rotlichtern und knappen Hundertvierzig in der Zielgeraden, aber diese Angabe konnte nur auf Schätzung beruhen, denn niemand hatte die geringste Lust gehabt, mit ihm gleichzuziehen. Guillam selber erinnert sich kaum an die Fahrt, nur noch an einen Beinahe-Zusammenstoß mit einem Lastwagen und an einen verrückt gewordenen Radfahrer, der dringend links hatte abbiegen müssen, als Guillam nur noch hundertfünfzig Meter hinter ihm war.