Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

»Ich nehme an, es gibt eine offiziellle Telefonliste der in Paris akkreditierten Diplomaten. Haben Sie zufällig so ein Ding in der Wohnung?«

Guillam hatte eines. Marie-Ciaire konnte ohne dieses Verzeichnis nicht leben. Sie hatte überhaupt kein Namensgedächtnis, daher das Heft neben dem Telefon im Schlafzimmer, damit sie es konsultieren konnte, sooft sie von einem Mitglied ausländischer Botschaften telefonisch zu einem Drink, einem Dinner oder im schlimmsten Fall anläßlich der zahlreichen Nationalfeiertage eingeladen wurden. Guillam holte es und lugte Smiley über die Schulter. »Kirow« las er - aber auch diesmal nicht laut -, als er Smileys Daumennagel folgte »Kirow, Oleg, Zweiter Sekretär (Handel), unverheiratet.« Danach eine Adresse im 7. Arrondissement, dem Getto der Sowjetbotschaft.

»Schon mal getroffen?« fragte Smiley.

Guillam schüttelte den Kopf. »Vor ein paar Jahren haben wir ihn uns angesehen. Er ist tabu«, antwortete er.

»Wann wurde diese Liste zusammengestellt?« fragte Smiley. Die Antwort stand auf dem Deckel. Dezember des vergangenen Jahres.

Smiley sagte: »Also, wenn Sie in Ihr Büro kommen - «

»Schaue ich in der Kartei nach«, versprach Guillam.

»Und dann noch das hier«, sagte Smiley scharf und reichte Guillam eine einfache Kuriertasche, in der sich, wie Guillam später feststellte, mehrere Mikrokassetten sowie ein dicker brauner Briefumschlag befanden.

»Mit der ersten Kurierpost morgen früh, bitte«, sagte Smiley. »Gleiche Einstufung und Adresse wie das Fernschreiben.«

Guillam ließ Smiley beim weiteren Studium der Telefonliste und die beiden Frauen in der Abgeschiedenheit des Schlafzimmers zurück und raste wieder zur Botschaft, wo er den verwirrten Anstruther von seiner Telefonwache erlöste und ihm die Kuriertasche zusammen mit Smileys Instruktionen ans Herz legte. Die Spannung in Smiley hatte Guillam beträchtlich zugesetzt, er schwitzte. In all den Jahren, seit er George kannte, habe er ihn, so sagte er später, nie so verschlossen, so erregt, so elliptisch, so verzweifelt gesehen. Guillam schloß den Tresorraum wieder auf, codierte das Fernschreiben, schickte es ab und wartete nur, bis die Empfangsbestätigung aus London eingegangen war; dann holte er sich die Akte über Personalveränderungen in der Sowjetbotschaft und blätterte die letzten Ausgaben der Beobachtungslisten durch. Er mußte nicht lange suchen. Bereits die dritte Drucksache, Kopie nach London, gab die gewünschte Auskunft. Kirow, Oleg, Zweiter Sekretär, Handel, hier bezeichnet als »verheiratet, aber Ehefrau nicht en poste«, war vor zwei Wochen nach Moskau zurückgekehrt. In der Spalte für verschiedene Anmerkungen hatte die französische Verbindungs-Dienststelle eingetragen, laut informierter sowjetischer Quellen sei Kirow »kurzfristig an das sowjetische Außenministerium berufen worden, um dort einen überraschend freigewordenen höheren Posten anzutreten«. Die üblichen Abschiedspartys hatten daher nicht stattfinden können.

In Neuilly wurden Guillams Eröffnungen von Smiley mit tiefem Schweigen quittiert. Er wirkte nicht überrascht, aber er wirkte wie von einem Schauder erfaßt, und als er schließlich sprach -was er erst tat, nachdem sie alle drei im Auto saßen und in Richtung Arras brausten -, hatte seine Stimme einen fast hoffnungslosen Klang. »Ja«, sagte er - als seien Guillam die Zusammenhänge längst bekannt. »Ja, genau das würde er natürlich tun, nicht wahr? Er würde Kirow unter dem Vorwand einer Beförderung zurückrufen, damit er auch ganz gewiß käme.«

So hatte Georges Stimme bisher nur ein einzigesmal geklungen, sagte Guillam, der es im Nachhinein mit Sicherheit zu wissen glaubte - in jener Nacht nämlich, in der er Bill Haydon als Karlas Maulwurf und zugleich als Anns Liebhaber entlarvt hatte.

Auch die Ostrakowa hatte rückblickend kaum eine zusammenhängende Erinnerung an diese Nacht, weder an die Autofahrt, auf der sie endlich Schlaf fand, noch an das geduldige, aber hartnäckige Verhör, dem der pummelige Mann sie unterzog. Vielleicht hatte sie überhaupt vorübergehend ihre Wahrnehmungskraft - und entsprechend auch das Erinnerungsvermögen - eingebüßt. Sie beantwortete seine Fragen, sie war ihm dankbar, sie gab ihm - ohne die Zusätze oder »Ausschmückung« - dieselbe Information, die sie auch dem Magier gegeben hatte, obgleich der dicke Mann das meiste bereits zu wissen schien. »Der Magier«, sagte sie einmal. »Tot. Mein Gott.«

Sie fragte nach dem General, achtete jedoch kaum auf Smileys unverbindliche Antwort. Sie dachte, Ostrakow, dann Glikman und jetzt der Magier - und nie sollte sie seinen Namen erfahren. Ihr Gastgeber und dessen Frau waren gleichfalls freundlich zu ihr, prägten sich jedoch ihrem Bewußtsein nicht ein. Es regnete, und sie konnte die fernen Felder nicht sehen.

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