Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

Seine Wohnung lag an einer Privatstraße im dritten Stock. Kurz vor der Zufahrt trat er hart auf die Bremse, stellte den Motor ab und kam schlitternd am Straßenrand zum Stehen, dann sauste er bis zur Haustür, so leise, wie sein Tempo es zuließ. Er hatte erwartet, irgendwo in der Nähe ein parkendes Fluchtauto zu sehen, wahrscheinlich mit einem Fahrer startbereit am Steuer, doch zu seiner vorübergehenden Erleichterung war keines in Sicht. Aber im Schlafzimmer brannte Licht, und jetzt stellte er sich Marie-Ciaire geknebelt und ans Bett gefesselt vor und daneben die Banditen, die auf sein Eintreffen warteten. Sollten sie es auf Guillam abgesehen haben, so war er gesonnen, sie nicht zu enttäuschen. Er war unbewaffnet gekommen, notgedrungen. Die Housekeepers des Circus hegten einen heiligen Abscheu vor Schußwaffen, und sein verbotswidriger Revolver lag in der Nachttischlade, wo die Banditen ihn inzwischen zweifellos gefunden hatten. Er flitzte lautlos die drei Treppen hinauf, und vor der Wohnungstür warf er sein Jackett ab und ließ es neben sich auf den Boden fallen. Er hatte den Schlüssel bereits in der Hand, und jetzt schob er ihn so behutsam wie möglich ins Schloß, dann drückte er auf den Klingelknopf und rief durch den Briefschlitz »Facteur« - Postbote - und dann »Exprés«. Mit der Hand am Schlüssel wartete er, bis er Schritte herankommen hörte, die, wie er sogleich wußte, nicht von Marie-Claires Füßen stammten. Die Schritte waren langsam, ja, gewichtiger, und für Guillams Ohr längst nicht verstohlen genug. Und sie kamen vom Schlafzimmer her. Danach tat er eine Menge Dinge gleichzeitig. Das öffnen der Tür von innen erforderte, wie er wußte, zwei genau definierte Handgriffe: zuerst die Kette aushängen, dann den Schnapper zurückziehen. Geduckt wartete Guillam, bis er die Kette gleiten hörte, dann setzte er seine Überraschungswaffe ein: Er drehte seinen Schlüssel, warf sich mit dem ganzen Gewicht gegen die Tür und genoß im nächsten Moment den zutiefst befriedigenden Anblick einer fülligen männlichen Gestalt, die rücklings gegen den Dielenspiegel flog und ihn aus der Halterung riß, während Guillam den Arm des Mannes packte und mit einem gemeinen Griff fast bis zum Brechen verdrehte - nur um in die bestürzten Züge seines lebenslangen Freundes und Mentors George Smiley zu blicken, die ihn hilflos anstarrten.

Was auf diesen Zusammenprall folgte, wird von Guillam ein wenig nebulos geschildert; er hatte natürlich keine Ahnung von Smileys Kommen gehabt, und solange sie in der Wohnung waren, sagte Smiley - vielleicht aus Furcht vor Mikrophonen — wenig Erhellendes. Marie-Ciaire war im Schlafzimmer, aber weder gefesselt noch geknebelt, und auf dem Bett lag, von Marie-Ciaire dorthin beordert, die Ostrakowa, noch immer in ihrem alten schwarzen Kleid, und Marie-Ciaire verwöhnte sie mit allem, was das Haus zu bieten hatte - Hühnerbrüstchen in Aspik, Pfefferminztee, sämtlichen Schongerichten, die sie emsig für den wundervollen, doch leider nicht absehbaren Tag gehortet hatte, an dem Guillam krankheitshalber ihrer Betreuung bedürfte. Wie Guillam feststellte, mußte die Ostrakowa (deren Namen er allerdings noch nicht kannte) gewaltige Prügel bezogen haben.

Graue Druckstellen breiteten sich um Augen und Mund aus, und ihre Finger waren schwer lädiert, offenbar hatte sie versucht, sich zu wehren. Nachdem Smiley den Hausherrn einen kurzen Blick auf die Szene hatte werfen lassen - die Dame in der Obhut der besorgten Kind-Frau -, führte er Guillam in dessen eigenen Salon und erteilte ihm mit der Autorität des ehemaligen Chefs, der er ja war, in aller Eile seine Anweisungen. Erst jetzt erhielt Guillams hastige Heimfahrt doch noch ihre nachträgliche Rechtfertigung. Die Ostrakowa - Smiley sagte nur »unser Gast« -müsse noch heute Abend Paris verlassen, sagte er. Das sichere Haus der Residentur in der Nähe von Orleans - er sagte »unser Landsitz« - sei nicht sicher genug, sie müsse an einen Ort gebracht werden, wo sie Pflege und Schutz fände. Guillam entsann sich eines französischen Ehepaars in Arras. Eines pensionierten Agenten und dessen Frau, die schon früher den einen oder anderen Zugvogel des Circus beherbergt hatten. Man kam überein, daß er in Arras anrufe, aber nicht von der Wohnung aus: Smiley schickte ihn zu einer öffentlichen Telefonzelle. Als er die notwendigen Verabredungen getroffen hatte und wieder heimkam, hatte Smiley bereits ein kurzes Fernschreiben auf einem Bogen von Marie-Claires abscheulichem Briefpapier mit den grasenden Häschen entworfen, das Guillam unverzüglich an den Circus absenden sollte. »Persönlich an Saul Enderby, nur vom Empfänger zu entschlüsseln.« Der Text, den Guillam auf Smileys Geheiß lesen mußte (aber nicht laut), bat Enderby »betreffs eines zweiten, Ihnen inzwischen sicherlich zur Kenntnis gelangten Todesfalls« höflich um eine Zusammenkunft bei Ben in achtundvierzig Stunden. Guillam hatte keine Ahnung, wer Ben war.

»Und, Peter.«

»Ja, George«, sagte Guillam, noch immer ganz benommen.

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