Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

Und den hatte sie. Sie zog in den Kampf, jeder Augenblick konnte ihr letzter sein, aber der Schmerz war verschwunden, ihr Körper fühlte sich so bereit, wie er es für Glikman gewesen war, immer, zu jeder Zeit; sie fühlte seine Kraft in ihre Glieder strömen wie ein Verstärkungskontingent. Glikman war bei ihr, und sie entsann sich seiner Stärke, ohne sie sich zu wünschen. Wie ein biblisches wunder schien seine unerschöpfliche Liebesfähigkeit sie für diesen Moment gestählt zu haben. Sie hatte Ostrakows Ruhe und sie hatte Ostrakows Ehre; sie hatte seine Waffe. Doch ihr verzweifelter einsamer Mut kam aus ihr selber, war der Mut einer bedrohten und beraubten und bis aufs Blut gereizten Mutter: Alexandra! Die Männer, die gekommen waren, um sie zu töten, waren die gleichen, die sie unerfüllter Mutterpflichten geziehen, die Ostrakow und Glikman getötet hatten und die ganze unselige Welt töten würden, wenn sie, Maria Ostrakowa, ihnen nicht Einhalt gebot. Sie wollte genau zielen, ehe sie feuerte, und sie hatte sich ausgedacht, daß sie, da die Tür geschlossen und die Kette vorgelegt und das Guckloch da war, aus nächster Nähe zielen könnte, denn sie machte sich keine Illusionen über ihre Treffsicherheit. Sie legte den Finger auf das Guckloch, damit niemand mehr hereinschauen könne, dann preßte sie das Auge dagegen, um zu sehen, wer draußen sei, und das erste, was sie sah, war ihre verblödete Concierge, ganz nah, rund wie eine Zwiebel im verzerrenden Glas, mit grünem Haar vom Widerschein der Keramikfliesen des Treppenpodests und einem gewaltigen Gummigrinsen und einer Nase, die wie ein Entenschnabel vorsprang. Und der Ostrakowa ging flüchtig durch den Kopf, daß die leichten Schritte von der Concierge gestammt hatten - Leichtigkeit war, wie Schmerz und Freude, stets eine relative Größe, abhängig vom Vorher und Nachher. Und als zweites sah sie einen kleinen Mann im braunen Tweedmantel, der im Guckloch so kugelig war wie das Michelin-Männchen. Und während sie ihn beäugte, nahm er einen Strohhut ab, der geradewegs aus einem Roman von Turgenjew stammte, und hielt ihn seitwärts an sich gepreßt, als werde die Nationalhymne seines Landes gespielt. Und sie schloß aus dieser Geste, der kleine Mann wolle ihr sagen, er wisse, daß sie sich am allermeisten vor einem überschatteten Gesicht fürchte und habe den Kopf entblößt, um ihr gewissermaßen seine redlichen Absichten zu enthüllen.

Seine Regungslosigkeit und sein Ernst hatten etwas soldatisch Respektvolles und erinnerten sie, genau wie die Stimme, wiederum an Ostrakow; mochte das Glas ihn zu einem Frosch verzerren, seiner Haltung konnte es nichts anhaben. Auch die Brille erinnerte sie an Ostrakow, eine Sehhilfe, so notwendig, wie die Krücke eines Invaliden. Das alles gewahrte die Ostrakowa mit hämmerndem Herzen, aber sehr ruhigem Auge, bei ihrer ersten langen Musterung, während sie die Waffe an die Tür und den Finger an den Abzug preßte und überlegte, ob sie den Mann nicht sofort und auf der Stelle, durch die Tür hindurch, erschießen solle -»Nimm das für Glikman, das für Ostrakow, das für Alexandra!«

Denn in ihrem Argwohn hielt sie es für möglich, daß man den Mann eben wegen seines menschlichen Aussehens gewählt hatte; weil man wußte, daß auch Ostrakow diese Gabe besessen hatte, fett und würdevoll zugleich zu sein.

»Ich brauche keine Hilfe«, rief die Ostrakowa schließlich zur Antwort und beobachtete schreckensstarr, welche Wirkung diese Worte auf ihn haben würden. Doch während sie beobachtete, beschloß die schwachsinnige Concierge, auf eigene Rechnung loszuplärren.

»Madame, er ist ein Gentleman! Er ist Engländer! Er sorgt sich um Sie. Sie sind krank, Madame, die ganze Straße macht sich Ihretwegen Sorgen! Madame, Sie dürfen sich nicht länger so einschließen.« Pause. »Er ist Arzt, Madame - nicht wahr, Monsieur? Ein berühmter Arzt für Gemütsleiden!« Dann hörte die Ostrakowa das blöde Weib zischeln: »Sagen Sie's ihr, Monsieur. Sagen Sie ihr, daß Sie Arzt sind!«

Doch der Fremde schüttelte ablehnend den Kopf und erwiderte:

»Nein. Ich bin kein Arzt.«

»Madame, machen Sie auf oder ich hole die Polizei!« schrie die Concierge. »Eine Russin und sich so aufführen!«

»Ich brauche keine Hilfe«, wiederholte die Ostrakowa jetzt bedeutend lauter.

Aber sie wußte, daß sie nichts so dringend brauchte wie Hilfe, daß sie ohne Hilfe nie imstande sein würde zu töten, so wenig, wie Glikman je dazu imstande gewesen wäre. Auch nicht, wenn sie den Teufel persönlich im Visier hätte, könnte sie das Kind einer Mutter töten.

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