Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

Er kam die nächste Nacht und die übernächste, verschwand dann und tauchte eine Woche später wortlos wieder auf. Als er mit Karla fertig war, ließ er sich die Akten über Kirow, über Mikhel, über Willem und über die Gruppe im allgemeine kommen, und sei es auch nur, um rückblickend die Leipzig-Kirow-Affäre - alles, was er gehört hatte und woran er sich erinnerte - dokumentarisch zu belegen. Denn da lebte noch etwas anderes in Smiley, ein Gelehrter oder meinetwegen ein Pedant, für den die Akte die einzige Wahrheit war und alles übrige pure Extravaganz, solange es sich nicht in die Aufzeichnungen fügte. Er ließ sich auch die Unterlagen über Otto Leipzig und den General kommen und fügte, zur Ehrung ihres Andenkens, wenn schon zu nichts anderem sonst, jeweils eine Notiz hinzu, aus der die wahren Umstände ihres Todes erhellten. Schließlich ließ er sich als letzte die Akte über Bill Haydon kommen. Man zögerte zuerst, sie herauszugeben, und der Diensthabende in der fünften Etage, wer immer es auch war, ließ Enderby aus einer privaten Dinner-Party bei einem Minister herausrufen, um die Frage mit ihm zu klären. Enderby war, das muß zu seiner Ehre gesagt werden, wütend: »Mann Gottes, er hat doch das verdammte Ding in erster Linie verfaßt, oder nicht? Wenn George seine eigenen Berichte nicht mehr lesen darf, wer zum Teufel soll's dann dürfen?« Smiley las eigentlich nicht, berichtete die Archivarin, die den heimlichen Auftrag hatte, alles, was er sich bringen ließ, zu notieren. Es war mehr ein Schmökern, sagte sie, und beschrieb ein langsames und nachdenkliches Umblättern, >wie jemand, der nach einem Bild sucht, das er irgendwo gesehen hat und nicht wiederfinden kann<. Er behielt die Akte nur eine Stunde oder so und gab sie dann mit einem höflichen >Danke sehr< zurück. Danach kam er nicht mehr, aber die Pförtner wissen zu berichten, daß er in jener Nacht, nachdem er die Unterlagen geordnet, seinen Arbeitsplatz abgeräumt und die wenigen hingekritzelten Notizen in den Behälter >Material für den Papierwolf< gesteckt hatte, kurz nach elf Uhr beobachtet wurde, wie er lange im Hinterhof stand - einem trübseligen Platz voll weißer Fliesen, schwarzer Regentraufen und Katzengestank - und auf das Gebäude starrte, das er nun verlassen wollte, und auf das schwache Licht in seinem ehemaligen Büro - so wie alte Männer auf die Häuser schauen, in denen sie geboren, die Schulen, in denen sie erzogen, und die Kirchen, in denen sie getraut wurden. Und von Cambridge Circus, es war inzwischen elf Uhr dreißig geworden, fuhr er, zu jedermanns Verblüffung, mit einem Taxi nach Paddington und stieg in den Schlafwagenzug nach Penzance, der kurz nach Mitternacht abfährt. Er hatte die Fahrkarte weder vorher gekauft noch telefonisch bestellt; auch hatte er keine Nachtsachen bei sich, nicht einmal einen Rasierapparat - den borgte er sich am nächsten Morgen vom Schaffner. Sam Collins hatte damals ein bunt zusammengewürfeltes Team von Observanten auf ihn angesetzt, einen zugegeben amateurhaften Haufen, die hinterher nur sagen konnten, er habe von einer Zelle aus telefoniert, und ihnen sei keine Zeit mehr geblieben, um irgendetwas zu unternehmen.

»Verdammt komischer Zeitpunkt, um Urlaub zu machen, was?« bemerkte Enderby verdrießlich, als ihm diese Information präsentiert wurde zusammen mit viel Gestöhne seitens des Personals von wegen Überstunden . . . Fahrzeiten und Prämien für Einsatz zu unchristlichen Zeiten. Dann erinnerte er sich und sagte: »Oh, du großer Gott, er besucht seine Hurengöttin. Hat er denn nicht schon genug Probleme damit, daß er Karla ganz allein angehen muß?« Die ganze Geschichte ging Enderby ungewöhnlich auf die Nerven. Er schäumte den ganzen Tag und beschimpfte Sam Collins vor versammelter Mannschaft. Als ehemaliger Diplomat hatte er einen Horror vor unumwundenen Kurzverlautbarungen, was ihn jedoch nicht daran hinderte, dauernd welche von sich zu geben.

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