Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

Die Banktüren glitten auf. Zwei Geschäftsleute kamen heraus, ordneten ihre Regenmäntel, als seien sie auf der Toilette gewesen. Die stämmige Frau mit den beiden Einkaufstaschen folgte ihnen, und dann kam Toby, der lebhaft mit den Camperinnen plauderte. Schließlich erschien Grigoriew. Selbstvergessen hopste er in den schwarzen Mercedes und drückte seiner Frau einen Kuß auf die Wange, bevor sie den Kopf wegdrehen konnte. Smiley sah, wie ihr Mund sich tadelnd verzog und bemerkte Grigoriews versöhnliches Lächeln, als er antwortete. Ja, dachte Smiley, da ist sicher etwas, weswegen er sich schuldig fühlt; ja, dachte er und erinnerte sich an das Faible der Observanten für ihn. Ja, ich verstehe auch das. Die Grigoriews fuhren nicht weg, noch nicht. Kaum hatte Grigoriew die Tür hinter sich geschlossen, als eine große Frau in einem grünen Lodenmantel, die Smiley vage bekannt vorkam, sich dem Wagen näherte, grimmig an das Fenster des Beifahrers klopfte und anscheinend eine geharnischte Rede über das verwerfliche Verhalten von Parksündern losließ. Grigoriew war verlegen, doch die Grigoriewa lehnte sich über ihn hinweg und belferte zum Fenster hinaus - Smiley hörte sogar das Wort >Diplomat< in schwerfälligem Deutsch durch den Verkehrslärm herüberschallen -, aber die Frau blieb stehen, wo sie war, mit der Handtasche unter dem Arm und schimpfte ihnen nach, als sie wegfuhren. Sie hat sie im Wagen aufgenommen, mit dem Bankeingang im Hintergrund, dachte er. Heutzutage kann man durch winzige Löcher fotografieren; ein halbes Dutzend nadelstrichfeine Öffnungen, und die Linse kann tadellos sehen. Toby war wieder zurückgekommen und hatte sich zu ihm an den Tisch gesetzt. Er hatte sich ein Zigarillo angezündet. Smiley konnte spüren, daß er zitterte, wie ein Hund nach der Jagd. »Grigoriew hat seine üblichen zehntausend abgehoben«, sagte er. Sein Englisch war ein bißchen hastig geworden. »Genau wie letzte Woche, genau wie vorletzte Woche. Wir haben sie, George, die ganze Szene. Die Jungens sind überglücklich, die Mädchen auch. George, wirklich, sie sind phantastisch. Das Beste vom Besten. Ich hatte noch nie so gute. Was halten Sie von ihm?«

Eine scharfe männliche Stimme unterbrach ihn. »Herr Jakobi!« Aber es war nur der Küchenchef, der Toby mit einem Schnapsglas zuprostete.

In seiner Überraschung über die Frage lachte Smiley doch tatsächlich auf.

»Er steht sicher unter dem Pantoffel«, meinte er.

»Und ein netter Bursche, wissen Sie? Vernünftig. Er wird sicher auch vernünftig reagieren. Das ist meine Ansicht, George. Und auch die der Jungens.«

»Wohin fahren die Grigoriews von hier aus?«

»Zum Mittagessen am Bahnhofsbuffet, erster Klasse. Die Grigoriewa nimmt Schweinekotelett mit Chips, Grigoriew ein Steak und ein Glas Bier. Vielleicht genehmigen sie sich auch ein paar Wodkas.«

»Und was tun sie nach dem Mittagessen?«

Toby nickte heftig, als bedürfe die Frage keiner Klärung.

»Natürlich«, sagte er. »Genau das. George, nur Mut. Der Bursche wird gefügig sein, glauben Sie mir. Sie haben nie eine derartige Frau gehabt. Und Natascha ist ein süßes Kind.« Er senkte die Stimme. »Karla ist sein Nährvater. So einfach ist das. Aber die einfachen Dinge verstehen Sie nicht immer, George. Glauben Sie, die Grigoriewa wird zulassen, daß er die neue Wohnung aufgibt? Den Mercedes?«

Alexandras allwöchentlicher Besuch kam, wie immer, pünktlich, wie immer um dieselbe Zeit, am Freitag nach der Mittagsruhe. Gegessen wurde um ein Uhr, und freitags gab es kalten Braten, Rösti und Apfelkompott oder vielleicht Pflaumen, je nach der Jahreszeit, aber sie konnte nichts essen, und manchmal würgte sie so lange, bis sie sich übergab, oder sie rannte auf die Toilette oder rief Felicitas-Felicitas und beklagte sich in den gemeinsten Ausdrücken über die Qualität der Mahlzeiten. Die Oberin zeigte sich immer sehr betroffen darüber. Das Heim war stolz darauf, das Obst aus eigenem Anbau zu beziehen, und die Werbebroschüren in Felicitas-Felicitas' Büro enthielten viele Fotos von Früchten und blühenden Bäumen und Alpenbächen und Bergen, alles bunt durcheinandergewürfelt, als ob der Liebe Gott oder die Schwestern oder Dr. Rüedi diese ganze Pracht eigens für die Heiminsassinnen geschaffen hätten. Nach dem Mittagessen kam eine Ruhestunde, und freitags empfand Alexandra diese Stunde als ganz besonders schlimm, die schlimmste der ganzen Woche, wenn sie sich auf die weiße Bettstatt legen mußte, angeblich, um sich zu entspannen, während sie den nächstbesten Gott anrief und ihn bat, er möge Onkel Anton überfahren oder einen Herzanfall erleiden oder am allerbesten ganz und gar verschwinden lassen - wegsperren mit ihrer eigenen Vergangenheit, ihren Geheimnissen und ihrem Namen Tatjana. Sie dachte an seine randlose Brille, und in ihrer Phantasie trieb sie ihm diese Brille in den Schädel, so daß sie auf der anderen Seite wieder herauskam zusammen mit seinen Augen, und Alexandra, statt seinem wäßrigen Blick zu begegnen, direkt durch ihn hindurch auf die Welt draußen schauen konnte.

Перейти на страницу:

Похожие книги

100 знаменитых харьковчан
100 знаменитых харьковчан

Дмитрий Багалей и Александр Ахиезер, Николай Барабашов и Василий Каразин, Клавдия Шульженко и Ирина Бугримова, Людмила Гурченко и Любовь Малая, Владимир Крайнев и Антон Макаренко… Что объединяет этих людей — столь разных по роду деятельности, живущих в разные годы и в разных городах? Один факт — они так или иначе связаны с Харьковом.Выстраивать героев этой книги по принципу «кто знаменитее» — просто абсурдно. Главное — они любили и любят свой город и прославили его своими делами. Надеемся, что эти сто биографий помогут читателю почувствовать ритм жизни этого города, узнать больше о его истории, просто понять его. Тем более что в книгу вошли и очерки о харьковчанах, имена которых сейчас на слуху у всех горожан, — об Арсене Авакове, Владимире Шумилкине, Александре Фельдмане. Эти люди создают сегодняшнюю историю Харькова.Как знать, возможно, прочитав эту книгу, кто-то испытает чувство гордости за своих знаменитых земляков и посмотрит на Харьков другими глазами.

Владислав Леонидович Карнацевич

Неотсортированное / Энциклопедии / Словари и Энциклопедии