Sie hätte ihre Hand jederzeit seinem leichten Griff entziehen können, aber sie zögerte, in ihren blaugrünen Augen stand eine Frage. „Ich glaube … da du jetzt anscheinend wieder in Ordnung bist, sollten wir gehen. Es ist spät, ich muss nach Hause.“
Dante widerstand dem Impuls, ihr zu sagen, dass sie schon wieder versuchte davonzulaufen. Er wollte ihr keine Angst machen, also stand er langsam von der Couch auf und stellte sich nahe zu ihr. Er sah auf ihre Finger hinab, deren Spitzen sich immer noch berührten, keiner von ihnen bereit, den unerwarteten Kontakt aufzugeben.
„Ich … muss gehen“, sagte sie ruhig. „Was auch immer gerade zwischen uns passiert, ich … ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist. Ich habe nicht vor, was mit dir anzufangen.“
„Und trotzdem hast du seit über vier Stunden bei mir gesessen und dich um mich gekümmert.“
Sie runzelte die Stirn. „Ich hätte dich nicht alleine lassen können. Du hast Hilfe gebraucht.“
„Und was brauchst du, Tess?“
Seine Finger umschlossen ihre jetzt mit festerem Griff.
Die Luft im kleinen Büroraum schien sich vor Spannung zusammenzuziehen und zu pulsieren. Dante konnte fühlen, wie Tess’ Puls plötzlich schneller schlug, er spürte die Schwingungen durch ihre Fingerspitzen. Er spürte ihr Interesse und ihre Sehnsucht, die schon da gewesen waren, als er sie auf der Kunstausstellung geküsst hatte, schmerzhaft in Versuchung, sie vor ein paar hundert Zeugen zu verführen. Dort hatte sie ihn gewollt. Vielleicht auch letzte Nacht. Der köstliche, verräterische Duft ihrer Haut, als sie seinem bedeutungsvollen Blick standhielt, sagte ihm klar genug, dass sie ihn wollte.
Dante lächelte. Begehren nach der Frau, deren Blut ein Teil von ihm war, flammte in ihm auf.
Nach der Frau, die vielleicht Verbündete seiner Feinde war – wenn Tess wirklich etwas mit den pharmakologischen Aktivitäten ihres Exfreundes zu tun hatte.
Sie dachte jetzt nicht an den Kerl, da war er sicher. Ihre Augen wurden dunkel, ihr Atem ging schnell und flach durch ihre geöffneten Lippen. Dante wölbte seinen Bizeps, nur eine winzige Bewegung, um sie näher an sich zu ziehen. Sie kam widerstandslos zu ihm.
„Ich will dich noch mal küssen, Tess.“
„Warum?“
Er lachte leise und tief. „Warum? Weil du wunderschön bist und weil ich dich will. Und ich glaube, du willst mich auch.“
Dante hob seine freie Hand an ihr Gesicht und strich sanft über die geschwungene Linie ihres Kiefers. Sie fühlte sich unter seinen Fingerspitzen wie Seide an und so zerbrechlich wie Glas. Er strich mit dem Daumen über die dunkle Schwellung ihrer Lippen.
„O Gott, Tess. Ich muss dich einfach schmecken.“
Sie schloss die Augen und stieß einen Seufzer aus. „Das ist verrückt“, flüsterte sie. „Ich … normalerweise tue ich … so was nicht …“
Dante hob ihr Kinn und beugte sich hinunter, um seine Lippen auf ihre zu pressen. Er wollte nur ihren Mund auf seinem spüren, ein Drang, den er seit dem kurzen, aufgeheizten Augenblick in der Kunstausstellung genährt hatte. Da war er noch so etwas wie ein Geist für sie gewesen, der sich eine kleine Kostprobe ihrer Leidenschaft stahl und dann wieder davonmachte, bevor sie wissen konnte, ob er real war oder ob sie sich ihn nur eingebildet hatte. Doch jetzt wollte er, warum verstand er selbst nicht, dass sie wusste: Er war aus Fleisch und Blut. Er war real.
Er war, das stand ganz außer Zweifel, einfach ein verdammter Idiot.
Denn jetzt wollte er, dass sie ihn spürte – ihn ganz und gar spürte – und dass sie wusste: Sie gehörte ihm.
Er hatte nur kosten wollen.
Aber sie war so süß auf seiner Zunge. Sie war so empfänglich, ihre Hände schlossen sich um seinen Nacken, um ihn fester an sich zu ziehen, als ihre Münder sich in einem tiefen, langen Kuss aufeinanderpressten. Sekunden dehnten sich, wurden zu einer Minute, zu mehreren Minuten. Ein verrücktes, zeitloses Vergessen.
Als er sie küsste, vergrub Dante seine Hände in ihrem vollen, üppigen Haar, weidete sich daran, wie weich und zart sie war – und an der Hitze, die sie verströmte. Er wollte sie nackt. Er wollte, dass sie nackt unter ihm lag und seinen Namen schrie, wenn er in sie eindrang.
Sein Puls hämmerte, sein Blut rauschte heiß und wild durch seinen Körper. Sein Schwanz war steif vor Begierde, schon völlig erigiert, und dabei war das doch erst der Anfang.
Er hoffte inständig, dass es nur der Anfang sein würde.
Bevor Dante wusste, was er tat, führte er sie schon um die Couch herum und ließ sie auf die Polster gleiten.