Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Die Explosion blitzte in der Dunkelheit orangefarben auf. Das Echo des Schusses wurde von den großen Gebäuden zurückgeworfen. Der Lakai fiel wie ein Amboss auf den nassen Boden, Blut breitete sich um ihn herum aus wie ein grausiger Heiligenschein.

Dante sah an sich hinunter und untersuchte seine eigenen Verletzungen; diverse Kratzer an seinen Händen und eine tiefe Stichwunde im rechten Oberschenkel. Da seit seiner letzten Mahlzeit noch nicht allzu viel Zeit vergangen und sein Körper kräftig war, würde die Heilung nicht lange dauern. Ein paar Stunden, vielleicht weniger. Aber dafür brauchte er einen sicheren Ort.

Über ihm in den umliegenden Häusern gingen hier und da Lichter an. Gegenüber wurde ein Vorhang aufgezogen, und irgendwer stieß einen entsetzten Schrei aus. Es würde nicht lange dauern, bis jemand die Polizei rief, falls das nicht längst passiert war.

Scheiße.

Er musste von hier verschwinden, und zwar pronto. Chase war mit dem Geländewagen schon lange weg, und das war ja auch gut so. Aber Dante konnte wohl kaum in die kaputte Limousine steigen und wegfahren, ohne aufzufallen. Er blendete den Schmerz in seinem durchbohrten Oberschenkel aus, drehte sich um, ließ die toten Lakaien und das herrenlose Auto hinter sich und verschwand zu Fuß in der Nacht.


20

Tess trocknete das Geschirr vom Abendessen ab und verstaute alles im Schrank neben dem Spülbecken. Als sie die Tupperdose mit den Resten des Hühnchen Marsala verschloss, spürte sie einen bohrenden Blick in ihrem Rücken.

„Du willst mich wohl veralbern“, sagte sie und warf über die Schulter einen Blick auf das winselnde kleine Tier. „Harvard, bist du etwa immer noch hungrig? Ist dir klar, dass du praktisch ununterbrochen futterst, seit du hier bist?“

Die buschigen Brauen des Terriers zuckten über den schokoladenbraunen Augen. Er spitzte die Ohren und reckte sein Köpfchen in einem bezaubernden Winkel nach oben. Als das nicht ausreichte, um sie herumzukriegen, neigte er den Kopf schräg in die andere Richtung und hob eine Pfote in die Luft.

Tess lachte. „Also gut, du schamloser Charmeur. Du hast gewonnen. Du kriegst noch etwas vom Besten.“

Sie ging rüber und holte den kleinen, auch nach der zweiten Portion Büchsenfleisch blitzblank ausgeleckten Napf. Harvard trottete neben ihr her, er folgte jedem ihrer Schritte. Seit sie sich entschlossen hatte, ihn mit nach Hause zu nehmen, um ein sorgsames Auge auf ihn zu haben, klebte er an ihrer Seite wie ein neuer, kleiner Schatten.

So etwas hatte sie noch bei keinem ihrer Patienten getan, allerdings hatte sie auch noch nie ihre Hände eingesetzt, um einen von ihnen zu heilen. Harvard war etwas Besonderes, und er schien auch in besonderem Maße an ihr zu hängen, so als wüsste er, dass sie ihn dem sicheren Tod entrissen hatte. Nachdem er viermal gebadet, etwas gegessen und ein Flohhalsband verpasst bekommen hatte, war er praktisch ein komplett neuer Hund. Nach allem, was er durchgemacht hatte, brachte sie es nicht übers Herz, ihn im Hundezwinger der Klinik zu lassen. Und nun hatte er beschlossen, dass sie seine neue beste Freundin war.

„So, das ist für dich“, sie schnitt ein paar kleine Stückchen gekochtes Huhn ab, die in seinem Napf landeten. „Versuch mal, dir etwas mehr Zeit zu lassen, okay?“

Während Harvard das Essen einatmete, stellte Tess die Überbleibsel in den Kühlschrank und schenkte sich noch ein Glas Chardonnay ein. Dann schlenderte sie ins Wohnzimmer, wo sie eine Skulptur in Arbeit hatte. Es fühlte sich so gut an, wieder mit Ton zu hantieren, besonders nach den merkwürdigen letzten Tagen – und Nächten.

Obwohl sie anfangs keine konkrete Vorstellung gehabt hatte, was für eine Skulptur sie machen wollte, war sie nicht überrascht, als der Klumpen aus leichtem, braunen Ton begann, eine vertraute Form anzunehmen. Alles war noch sehr roh. Sie hatte bis jetzt nur die grobe Andeutung eines Gesichts unter zerzausten Wellen von dichtem Haar herausmodelliert. Tess nippte an ihrem Wein. Sie wusste, wenn sie jetzt die Arbeit wieder aufnahm, würde sie wie besessen die ganze Nacht durcharbeiten, unfähig, sich loszureißen, bis das Stück fertiggestellt war.

Als hätten sie und Harvard heute noch größere Pläne – also warum nicht?

Tess stellte ihr Weinglas auf dem Arbeitstisch ab, zog den Hocker heran und nahm Platz. Sie begann das Gesicht mit einem Modellierhaken auszuformen. Vorsichtig korrigierte sie das Gefälle der stark ausgeprägten Stirn und der Augenbrauen. Dann überarbeitete sie die Nase und den präzisen Winkel der Jochbeine. Ihre Finger bewegten sich wie von selbst, als wäre der Autopilot eingeschaltet. Binnen Kurzem waren ihre Gedanken völlig losgelöst und folgten eigenen Pfaden, während ihr Unterbewusstsein ihre Hände führte.

Sie wusste nicht, wie lange sie schon am Werk war, aber als es unvermittelt heftig an der Tür klopfte, fiel sie vor Schreck fast vom Stuhl. Harvard, der auf dem Vorleger zu ihren Füßen schlief, fuhr mit einem Grunzen auf.

„Erwartest du jemanden?“, fragte sie ihn leise und erhob sich von dem Hocker.

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