Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Sie reichte es ihm und sah zu, wie er behutsam die Waffe auf den Tisch legte, als fürchtete er, dem abgestoßenen Holz eine weitere Kerbe hinzuzufügen. Selbst wenn er bis an die Zähne bewaffnet war und blutete, war er noch immer rücksichtsvoll. Ein echter Gentleman, wenn man über die tödliche Ausrüstung und die Aura von Gefahr, die in beinahe sichtbaren Wellen von seinem Körper ausging, hinwegsah.

Mit einem kurzen Blick sah er sich in ihrer Wohnung um, dabei sah er den kleinen Hund, der wachsam und schweigend dicht bei Tess saß.

Dante runzelte die Stirn. „Das kann doch nicht …“

Tess nickte. Ihre Anspannung ließ nach, als Harvard zu Dante trottete und ihn mit einem schüchternen Schwanzwedeln begrüßte. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich ihn mit nach Hause genommen habe. Ich wollte ein Auge auf ihn haben und dachte …“

Ihre Ausflüchte verloren sich, als Dante sich hinhockte und den Hund streichelte, nichts als reine Freundlichkeit in seiner Berührung und seiner tiefen Stimme. „Hey, kleiner Kerl“, sagte er und lachte leise, als Harvard ihm die Hand leckte und sich dann hinwarf, um sich das Bäuchlein kraulen zu lassen. „Da hat dich aber jemand gut versorgt. Ja, sag mal – du bist ja von ganz neuem Leben erfüllt.“

Er blickte zu Tess hoch, und in seinen Augen stand die Frage, was die wundersame Wandlung des Hundes zu bedeuten hatte. Doch ehe er sie aussprechen konnte, nahm sie sein nasses Handtuch und nickte Richtung Badezimmer. „Na komm, jetzt lass mich erst mal einen Blick auf dich werfen.“

Chase stand mit dem Geländewagen an einer roten Ampel auf der anderen Seite von Süd-Boston und warf einen Blick voll kaum verhohlener Verachtung auf seinen Beifahrer. Er persönlich hatte für Dealergesindel absolut nichts übrig. Ein Teil von ihm genoss die Ironie, dass dieser Mensch jetzt zu seiner eigenen Beerdigung unterwegs wäre, wenn Dante und Chase nicht in seinem Apartment aufgetaucht wären.

Es schien ungerecht, dass eine zweitklassige, niedere Existenz wie Ben Sullivan solches Glück hatte, während unschuldige Jugendliche wie Camden und die anderen Vermissten der Tod ereilte oder, noch schlimmer, die durch Crimson ausgelöste Blutgier, die sie zu Rogues machte, weil dieser Mensch ihnen Dreck verkauft hatte.

Unvermittelt durchzuckte Chase die grausige Erinnerung, wie Dantes Klinge in der Gasse vor dem Club über Jonas Redmonds Kehle glitt. Dieses Kind war tot, aber daran war nicht der Krieger schuld, sondern dieser Mensch, der keine Armlänge entfernt neben ihm saß. Der Drang, ihm jetzt und hier eine Kugel durch den Kopf zu jagen, kam über Chase wie ein Tsunami. Solche Wut zu fühlen war ihm gänzlich unvertraut. Er starrte durch die getönte Windschutzscheibe und kämpfte die Versuchung nieder. Ben Sullivan zu töten würde keine Probleme lösen und ganz sicher nicht dazu beitragen, dass Camden schneller nach Hause kam.

Und das war schließlich seine höchste Priorität.

„Er schläft mit ihr, oder? Dieser Kerl und Tess.“ Die Stimme des Menschen riss Chase aus seiner Versunkenheit, aber er überging die Frage. Ben Sullivan fluchte und wandte sich ab, um aus dem Seitenfenster zu starren. „Als ich die beiden gestern Abend gesehen habe, hatte der verdammte Hurensohn seine Hände überall. Worum geht es da wirklich – hat er sie nur benutzt, um an mich ranzukommen?“

Chase verharrte in Schweigen. Aber er stellte sich die gleiche Frage, schon seit das Thema in Sullivans Apartment erstmals aufgekommen war. Dante hatte nur gesagt, er hätte seine eigenen Methoden benutzt, um den Crimson-Dealer aufzuspüren. Als Chase erfuhr, dass er mit einer Frau zusammen gewesen war, die Sullivan viel bedeutete, nahm er zunächst an, sie sei für Dante lediglich Mittel zum Zweck.

Aber das Gesicht des Kriegers nahm bei jeder Erwähnung der Frau einen eigentümlichen Ausdruck an, der mit Pflichterfüllung nichts zu tun hatte. War er an ihr interessiert?

„Ach, Scheiße. Ich schätze, das ist jetzt auch egal“, murmelte Sullivan. „Wohin bringen Sie mich überhaupt?“

Chase sah keinen Grund, darauf zu antworten. Das Anwesen des Ordens lag etwas außerhalb der Stadt, nur ein kleines Stück nordöstlich von da, wo sie sich befanden. In ein paar Stunden, nachdem Dante und die anderen ihn verhört hatten, würde Ben Sullivan in einem warmen, gemütlichen Bett liegen und schlafen – zwar als Gefangener zur besonderen Verfügung, aber immerhin geschützt in der Sicherheit des Kriegerquartiers. Inzwischen waren Dutzende junger Leute aus dem Dunklen Hafen draußen unterwegs; schutzlos den Gefahren auf der Straße ausgesetzt – und den grässlichen Auswirkungen von Sullivans zerstörerischer, tödlicher Droge.

Das war nicht richtig. Es war einfach nicht gerecht.

Chase sah zur Ampel, die eben auf Grün umsprang, gab aber kein Gas. Hinter ihm hupte jemand. Er blendete das aus, trommelte einen Augenblick mit den Fingern auf dem Lenkrad und dachte an Camden und Elise und an sein Versprechen, den Jungen nach Hause zu bringen.

Er hatte nicht viele Optionen, und er fühlte, wie ihm die Zeit davonlief.

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