Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Als von hinten ein weiteres Hupen ertönte, trat er aufs Gaspedal, fuhr an und bog dann scharf nach links ab. In düsterem Schweigen lenkte er den Wagen südwärts in die Stadt zurück, zum alten Industriegebiet beim Fluss.


21

„Meine Güte!“, keuchte Tess. Ihr wurde ganz flau, als sie vor Dante in die Knie ging und die Wunde untersuchte. Er saß auf dem Rand der weißen Badewanne und hatte nur noch seine zerfetzte Drillichhose an. Die Stichwunde an seinem Oberschenkel war nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick im Wohnzimmer den Anschein hatte. Aber bei all dem Blut – Dantes Blut – im hellen Licht des Badezimmers rebellierte doch ihr Magen, und ihr war leicht schwindelig. Sie musste sich am Wannenrand festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Entschuldige, normalerweise bin ich nicht so zart besaitet. Ich meine, in der Klinik sehe ich viele üble Verletzungen, aber …“

„Du musst das nicht machen, Tess. Ich bin daran gewöhnt, selbst für mich zu sorgen.“

Sie sah ihn zweifelnd an. „Der Menge Blut nach würde ich sagen, die Wunde ist ganz schön tief. Das muss genäht werden, und es braucht eine Menge Stiche. Irgendwie glaube ich nicht, dass du das selbst tun willst, oder? Übrigens musst du in jedem Fall deine Hose ausziehen. Solange du die anhast, kann ich nicht viel tun.“

Als er sich nicht rührte, runzelte sie die Stirn. „Willst du weiter hier sitzen und mir die Fliesen vollbluten?“

Er sah ihr in die Augen, zuckte leicht mit den Schultern, erhob sich und knöpfte sich den Hosenbund auf. Als er den Reißverschluss herunterzog und seine Tattoos und das dunkle, buschige Schamhaar zum Vorschein kamen, begannen Tess’ Wangen zu glühen. Herrje, nach letzter Nacht hätte sie eigentlich wissen müssen, dass er weder der Typ für Boxershorts noch für Slips war.

„Oh … hier ist noch ein Handtuch“, sagte sie und nahm eins vom Haken, damit er es sich umlegen konnte.

Sie drehte sich um, während er sich vollends auszog, auch wenn es für Sittsamkeit ein bisschen spät schien, wenn man bedachte, was sie letzte Nacht getan hatten. Seine Nähe und der Umstand, dass er bis auf das Stückchen Frottee praktisch nackt war, machten das Bad eng wie einen Schrank und feucht wie eine Sauna.

„Also, erzählst du mir jetzt, was passiert ist?“, fragte sie ohne ihn anzusehen und beschäftigte sich mit der kleinen Notfallapotheke, deren Bestandteile sie auf der Ablage über dem Waschbecken anordnete. „Was hast du heute Nacht angestellt, um dir das scharfe Ende eines offenbar ziemlich großen Messers einzuhandeln?“

„Es war alles ganz normal. Mein Partner und ich waren dabei, einen Dealer dingfest zu machen, dabei stieß ich auf ein paar Hindernisse. Die musste ich beseitigen.“

Beseitigen. Tess verstand instinktiv, wovon er eigentlich sprach. Sie legte eine Mullbinde auf den Waschbeckenrand. Sein kühles Eingeständnis ließ sie innerlich schaudern. Ihr gefiel nicht, was sie da zu hören bekam, aber er hatte ihr geschworen, dass er zu den Guten gehörte. Vielleicht war es verrückt, doch sie glaubte ihm.

„Na schön“, sagte sie. „Dann lass mich mal dein Bein begutachten.“

„Wie gesagt, ich werd’s überleben. Ich glaube, es ist lange nicht so schlimm, wie du befürchtet hast.“

Tess lugte über ihre Schulter, musterte ihn und erwartete, eine scheußliche offene Wunde zu erblicken. Aber er hatte recht, es war halb so schlimm. Unterhalb des Handtuchs, das seine Lenden und den halben Oberschenkel bedeckte, war lediglich ein sauberer Einstich zu sehen, der nicht mal sonderlich tief schien. Vielleicht einen Zentimeter. Sie starrte hin. In diesem Moment hörte die Wunde auf zu bluten.

„Nun, das ist ja … eine große Erleichterung“, sagte sie verblüfft, war aber froh, dass ihre Besorgnis sich als übertrieben erwies. Sie zuckte die Achseln.

„Okay. Ich denke, wir säubern die Wunde und verbinden sie. Danach bist du so gut wie neu.“

Sie drehte sich wieder zum Waschbecken, befeuchtete einen sauberen Lappen unter dem Wasserhahn und tropfte ein desinfizierendes Mittel auf das Frotteegewebe. Dante erhob sich, machte einen halben Schritt auf sie zu und stand plötzlich hinter ihr. Er entfernte den Clip, löste den nachlässigen Knoten, und das befreite Haar fiel ihr in Wellen über die Schultern.

„Das ist besser“, sagte er langsam und sanft mit dunkler Sinnlichkeit in der Stimme. „Dein schöner nackter Hals hat mich zu sehr abgelenkt. Unter diesen Umständen ist alles, woran ich denken kann, wie gern ich meinen Mund auf dich legen möchte.“

Tess stockte der Atem. Für eine Sekunde wusste sie nicht, sollte sie regungslos verharren und hoffen, er würde von ihr abrücken, oder sollte sie sich ihm zuwenden, bereit für jede Verrücktheit, die sich heute Nacht – wieder – ergeben mochte?

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