Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Tess richtete sich auf und drehte ihren Kopf in Richtung Flur. „Harvard! Was ist los mit dir?“ Sie lachte ein wenig, jetzt, da die Intensität des Augenblicks verflogen war, klang sie schüchtern und verlegen. „Du, ich glaube, wir haben deinen Hund traumatisiert.“

Behutsam löste sie sich von ihm, entwand sich Dantes umfangenden Armen und nahm einen Bademantel vom Haken neben der Tür. Tess schlüpfte hinein und beugte sich zur Wiedergutmachung zu dem Terrier hinunter. Sie hob den Hund hoch und bekam augenblicklich und leidenschaftlich das Kinn abgeleckt. Dante sah den beiden zu und spürte erleichtert, dass sich seine Zähne und Augen zurückverwandelt hatten und er wieder normal aussah.

„Der Hund hat sich wirklich schnell erholt unter deiner Pflege.“ Eine unglaubliche Genesung, dachte Dante; zu unwahrscheinlich für normale medizinische Versorgung.

„Er ist ein Kämpfer“, sagte Tess. „Ich denke, ihm geht’s bald wieder gut.“

Dante hatte sich große Sorgen gemacht, dass sie sein verändertes, wildes Aussehen bemerken würde, doch jetzt wurde ihm klar, dass er keinen Grund zur Sorge hatte. Sie schien nämlich seinem Blick auszuweichen, als hätte sie selbst etwas zu verbergen.

„Ja, es ist erstaunlich, wie der Zustand des Hundes sich verbessert hat. Ich würde es ein Wunder nennen, wenn ich an solche Dinge glauben würde.“ Dante sah sie neugierig, aber ohne Argwohn an. „Was genau hast du eigentlich mit ihm gemacht, Tess?“

Es war eine simple Frage, die sie vermutlich mit irgendeiner Erklärung hätte zufriedenstellend beantworten können. Stattdessen stand sie wie angewurzelt im Türrahmen, und Dante spürte deutlich, wie Panik in ihr aufstieg.

„Tess“, sagte er sanft. „Ist das so schwierig zu beantworten?“

„Nein“, entgegnete sie hastig, aber sie schien an dem Wort zu würgen. Dann warf sie ihm flüchtig einen völlig verschreckten Blick zu. „Ich muss … ich sollte … äh …“

Den Hund an sich gedrückt, legte sie die freie Hand über ihren Mund, wandte sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort das Badezimmer.

Als sie ins Wohnzimmer kam, setzte sie den Hund aufs Sofa und ging hektisch auf und ab. Sie fühlte sich erwischt, in der Falle, und schnappte nach Luft. So wahr ihr Gott helfe, sie wollte ihm wirklich erzählen, was sie getan hatte, um das Leben des kleinen Hundes zu retten. Sie wollte sich Dante anvertrauen, ihm von ihrer einzigartigen, verfluchten Begabung erzählen – ihm alles erzählen –, und das machte ihr Angst.

„Tess?“ Dante kam ihr nach, ein Handtuch um die Hüften geschlungen. „Was ist los?“

„Nichts.“ Sie schüttelte den Kopf, zwang sich zu einem Lächeln, das ein bisschen verkniffen geriet. „Alles in Ordnung, wirklich. Möchtest du irgendetwas? Wenn du hungrig bist, da ist noch Hühnchen vom Abendessen. Ich könnte …“

„Ich möchte, dass du mit mir sprichst.“ Er nahm sie bei den Schultern, um sie festzuhalten. „Sag mir, was los ist. Sag mir, worum es hier geht.“

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf und überlegte verzweifelt, wie sie ihr Geheimnis und ihre Schande für sich behalten konnte. „Ich bin einfach … du würdest es nicht verstehen, klar? Ich erwarte auch gar nicht von dir, dass du das verstehst.“

„Probier es aus.“

Tess wollte seinem durchdringenden Blick ausweichen, brachte es aber nicht fertig. Er steckte die Hand nach ihr aus, und ein Teil von ihr sehnte sich verzweifelt danach, etwas Dauerhaftes und Starkes zu ergreifen. Etwas, das sie nicht fallen lassen würde.

„Ich hatte geschworen, es nie wieder zu tun, aber ich …“

O Gott. Sie war nicht wirklich dabei, dieses hässliche Kapitel ihres Lebens für ihn aufzuschlagen, oder doch?

Es war schon so lange ihr Geheimnis. Sie hatte es wild verteidigt, hatte gelernt, es zu fürchten. Die beiden einzigen Menschen, die die Wahrheit über ihre Begabung kannten – ihr Stiefvater und ihre Mutter –, waren tot. Es war ein Teil ihrer Vergangenheit, und die lag meilenweit hinter ihr.

Dort begraben, wo sie hingehörte.

„Tess.“ Dante führte sie zum Sofa und setzte sie neben Harvard, der sofort voller Begeisterung schwanzwedelnd auf ihren Schoß kletterte. Dante setzte sich neben sie und streichelte ihre Wange. Seine Berührung wirkte so zärtlich, dass sie unfähig war, sich dagegen zu sträuben, und sie schmiegte sich unwillkürlich an ihn. „Du kannst mir alles erzählen. Du bist bei mir sicher, Tess, ich verspreche es dir.“

Sie wollte es so gern glauben. Heiße Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Dante, ich …“

Stille dehnte sich zu endlosen Sekunden. Ihre Stimme versagte den Dienst. Sie holte tief Luft, beugte sich zu Dantes rechtem Oberschenkel und legte den Einstich bloß. Sie blickte ihn an und legte ihre Handfläche auf die ungenäht klaffende Wunde. Sie konzentrierte all ihre Gedanken, all ihre Energie, bis sie fühlte, dass der Heilungsprozess einsetzte.

Dantes verletzte Haut begann sich zusammenzuziehen und verdichtete sich. Die Wunde schloss sich so nahtlos, als wäre sie nie da gewesen.

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