Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Nach einigen Augenblicken zog sie die Hand weg und barg ihre kribbelnde Handfläche dicht an ihrem Körper.

„Mein Gott“, sagte Dante leise, die dunklen Brauen zusammengezogen, sodass sich eine steile Falte auf seiner Stirn bildete.

Tess starrte ihn an, unsicher, was sie sagen oder wie sie erklären sollte, was sie gerade getan hatte. Sie wartete schweigend auf eine Reaktion von ihm. Wie sollte sie seine Äußerung einordnen?

Er strich mit seinen Fingern über die glatte, narbenlose Haut und sah Tess an. „Arbeitest du so in der Klinik, Tess?“

„Nein.“ Sie stritt es hastig ab und schüttelte energisch den Kopf. Die Unsicherheit, die sie gerade noch empfunden hatte, schlug um in Angst, was Dante jetzt von ihr denken würde. „Nein, das tue ich nicht – niemals. Na ja … ich hab eine Ausnahme gemacht, als ich Harvard behandelt habe, aber das war das einzige Mal.“

„Was ist mit Menschen?“

„Nein“, erwiderte sie. „Nein, ich habe nie …“ Sie brach ab.

„Du hast deine Berührung nie bei einer Person angewendet?“

Tess stand auf. Kalte Panik überschwemmte sie, als sie an das letzte Mal vor dieser überstürzten Demonstration an Dante dachte – das verfluchte letzte Mal, als sie ihre Hände auf einen anderen Menschen legte. „Meine Berührung ist ein Fluch. Ich wünschte, ich hätte diese Fähigkeit überhaupt nicht.“

„Es ist kein Fluch, Tess. Es ist eine Gabe. Eine sehr außergewöhnliche Gabe. Herrgott, wenn ich daran denke, was du alles tun könntest …“

„Nein!“ Sie schrie die Ablehnung heraus, bevor sie sie runterschlucken konnte. Ihre Füße trugen sie ein paar Schritte weg von Dante, der jetzt ebenfalls aufgestanden war. Er starrte sie mit einer Mischung aus Verwirrung und Besorgnis an. „Ich hätte das nicht tun sollen. Ich hätte es dir niemals zeigen dürfen.“

„Nun, das hast du aber, und jetzt solltest du mir vertrauen, damit ich alles verstehen kann. Wovor hast du solche Angst, Tess? Vor mir oder vor deiner Gabe?“

„Hör auf, es so zu nennen!“ Sie umarmte sich selbst mit festem Griff, Erinnerungen rissen sie mit wie ein schwarzer, reißender Sog. „Du würdest es nicht Gabe nennen, wenn du wüsstest, was es aus mir gemacht hat – was ich getan habe.“

„Erzähl es mir.“

Dante kam langsam auf sie zu, sein Körper nahm ihr die Sicht auf alles andere und kam ihr bedrängend nahe. Sie hätte gedacht, dass sie weglaufen würde – flüchten, sich verstecken, wie sie es die letzten neun Jahre getan hatte. Aber ein noch stärkerer Impuls trieb sie dazu, sich in seine Arme werfen zu wollen und alles aus sich herausströmen zu lassen, abscheulich, aber reinigend.

Sie holte tief Luft und war verlegen, als ein unterdrücktes Schluchzen ihr den Atem stocken ließ.

„Alles ist gut“, sagte Dante. Seine sanfte Stimme und die zärtliche Art, wie er sie umarmte, ließen sie beinah zusammenbrechen. „Komm her. Ist ja gut.“

Tess klammerte sich an ihn und balancierte auf einem emotionalen Kraterrand, den sie fühlen konnte, doch sie traute sich noch nicht hinzusehen. Sie wusste, der Absturz würde jäh und schmerzhaft sein. So viele scharfkantige Steine warteten darauf, sie zu verletzen, wenn sie fiel. Dante drängte sie nicht. Er hielt sie fest umarmt und ließ sie an seiner soliden, verlässlichen Stärke teilhaben.

Schließlich fanden Worte den Weg aus ihrem Innern bis zu ihrem Mund. Dort war ihr Gewicht zu schwer und ihr Geschmack zu bitter, also zwang sie sie hinaus ins Freie.

„Als ich vierzehn war, starb mein Vater bei einem Autounfall in Chicago. Meine Mutter heiratete im Jahr darauf wieder; einen Mann, den sie in der Kirche kennengelernt hatte. Er machte erfolgreich Geschäfte in der Stadt und hatte ein großes Haus am See. Er war großzügig und freundlich – jeder mochte ihn, sogar ich, ungeachtet der Tatsache, dass ich meinen leiblichen Vater sehr vermisste. Meine Mutter trank; sie trank eine ganze Menge, schon solange ich mich erinnern kann. Ich dachte, es würde ihr bessergehen, nachdem wir in das Haus meines Stiefvaters gezogen waren, aber es dauerte nicht lange und sie hatte einen schlimmen Rückfall. Meinen Stiefvater kümmerte es nicht, dass sie Alkoholikerin war. Er hielt die Bar immer schön gefüllt, sogar nach ihren schlimmsten Trinkgelagen. Ich fing an zu begreifen, dass er sie betrunken vorzog und es viel besser fand, wenn sie ganze Abende weggetreten auf der Couch verbrachte und nicht mitbekam, was er trieb.“

Tess fühlte, wie Dantes Körper starr wurde. Seine Muskeln vibrierten mit einer gefährlichen Spannung, die sich anfühlte wie ein Schild der Stärke, der sie schützend deckte.

„Hat er dich … angefasst, Tess?“

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