Читаем 0701759001361827618 adrian lara - midnight breed 02 полностью

Er hatte geplant, sich heute Nacht mit ihr auszusprechen, und das mit seiner Nachricht auf ihrem Nachttisch bereits in die Wege geleitet. Aber jetzt wurde er das Gefühl nicht los, dass die Zeit drängte. Er wollte es hinter sich bringen, und er fand es unerträglich, so weit von ihr entfernt zu sein, während er darauf wartete, dass die Nacht anbrach.

Mit Gebrüll stürzte er sich wieder auf die Puppe und schwang seine Arme so schnell, dass sogar er selbst die Attacke kaum mit den Augen verfolgen konnte. Er hörte, wie hinter ihm die Glastüren zur Trainingseinrichtung aufglitten, aber er war zu sehr mit seinem wütenden Frust beschäftigt und scherte sich einen Dreck darum, ob er Zuschauer hatte. Er schlug, stieß, stach und metzelte auf die Puppe ein, bis er vor Anstrengung keuchte und Schweiß auf seiner nackten Haut glänzte. Schließlich hielt er inne, selbst verwundert über die Wucht seiner Wut. Die Übungspuppe war völlig zerstückelt, das meiste lag in zerfetzten Teilen um ihn herum.

„Nette Arbeit“, bemerkte Lucan gedehnt von der anderen Seite der Halle. „Hast du was gegen Plastik oder machst du dich nur warm für heute Nacht?“

Dante stieß einen Fluch aus. Er wirbelte seine Klingen nochmals herum, ließ das gebogene Metall tanzen, bevor er beide Waffen in die Scheiden versenkte, die um seine Hüfte geschnallt waren. Dann wandte er sich dem Anführer des Ordens zu, der an einem Waffenschrank lehnte und in seiner dunklen Kleidung sehr würdevoll aussah.

„Es gibt Neuigkeiten“, sagte Lucan, der offenbar davon ausging, dass sie nicht gut ankommen würden. „Gideon hat sich in die Personaldatenbank der Agentur gehackt und musste feststellen, dass Agent Sterling Chase nicht mehr für sie arbeitet. Sie haben ihn letzten Monat aus dem Dienst entlassen, nach einer fünfundzwanzigjährigen Bilderbuchkarriere.“

„Er wurde gefeuert?“

Lucan nickte. „Wegen Insubordination und eklatanter Weigerung, Anweisungen der Agentur zu befolgen. So steht es in der Akte.“

Dante trocknete sich ab und stieß ein humorloses Lachen aus. „Der gediegene Agent Sterling ist letzten Endes gar nicht so gediegen, was? Verdammt, ich wusste, dass mit dem Kerl was nicht stimmt. Er hat uns von Anfang an verarscht. Warum? Worauf ist er aus?“

Lucan hob die Schultern. „Vielleicht brauchte er uns, um an den Crimson-Dealer ranzukommen. Wer sagt, dass er den Kerl letzte Nacht nicht einfach umgebracht hat? Irgendeine Art persönlicher Vendetta.“

„Vielleicht. Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.“

Dante räusperte sich. Er fühlte sich plötzlich befangen in der Gegenwart des älteren Vampirs, der schon seit Langem sein Waffenbruder war – und sein Freund.

„Hör mal, Lucan. Ich habe in letzter Zeit auch nicht immer ganz nach den Regeln gespielt. Es ist etwas geschehen – in der Nacht, als die Rogues mir unten am Fluss beinah den Arsch aufgerissen hätten. Ich … also, ich bin irgendwie im Hinterzimmer einer Tierklinik gelandet. Eine Frau war noch da und machte Spätschicht. Ich brauchte ganz entsetzlich dringend Blut, und sie war die Einzige weit und breit.“

Lucans dunkle Augenbrauen senkten sich zu einem finsteren Blick. „Du hast sie getötet?“

„Nein. Nein! Ich war zwar nicht ich selbst, aber so weit bin ich nicht gegangen. Allerdings weit genug. Ich war mir nicht im Klaren darüber, was ich ihr antat, bis es zu spät war. Als ich das Mal auf ihrer Hand sah …“

„O verdammt, Dante.“ Der große Mann starrte ihn an, seine grauen Augen durchbohrten ihn. „Du hast von einer Stammesgefährtin getrunken?“

„Ja. Ihr Name ist Tess.“

„Weiß sie es? Was hast du ihr erzählt?“

Dante schüttelte den Kopf. „Sie weiß bis jetzt überhaupt nichts. Ich habe ihr noch in derselben Nacht die Erinnerung genommen. Aber ich habe … na ja … Zeit mit ihr verbracht. Eine Menge Zeit. Ich muss ihr erklären, was los ist, Lucan. Sie hat ein Recht auf die Wahrheit. Selbst wenn sie mich dafür hassen sollte, was mich nicht überraschen würde.“

Lucans kluge Augen wurden schmal. „Sie bedeutet dir etwas.“

„Gott, ja! Und ob.“ Dante lächelte dünn. „Das habe ich wahrhaftig nicht kommen sehen, das kannst du mir glauben. Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß noch nicht genau, was ich daraus machen soll. Ich bin nicht gerade das, was man sich unter einem Wunschgatten vorstellt.“

„Glaubst du vielleicht, ich bin das?“, fragte Lucan trocken.

Es war erst ein paar Monate her, dass Lucan einen ähnlichen persönlichen Zwiespalt erlebt und sein Herz an eine Frau verloren hatte, die das Mal der Stammesgefährtinnen trug. Dante wusste nichts Genaues darüber, wie Lucan Gabrielle für sich gewonnen hatte, aber ein Teil von ihm beneidete das Paar um die lange Zukunft, die sie miteinander verbringen würden. Alles, was Dante für seine Zukunft sah, war ein Tod, mit dem er schon seit einigen Jahrhunderten Fangen spielte.

Wenn er daran dachte, dass Tess an jenem Tag womöglich bei ihm sein könnte, gefror ihm das Blut in den Adern.

Перейти на страницу:

Похожие книги