»Nein«, sagte Ojkib. Und dann erzählte er ihnen, was Eiadh zu Elemak gesagt hatte, daß sie ihn verhöhnt hatte, daß sie zeit ihrer Ehe mit Elemak Nafai geliebt hatte und daß sie wollte, daß ihre Söhne zu Männern heranwuchsen, wie Nafai einer war.
»Warum hat sie nicht kurzen Prozeß gemacht und mir direkt die Kehle durchgeschnitten?« wollte Nafai wissen.
»Und dann ihre eigene«, sagte Huschidh. »Soweit es Elemak betrifft, hättet ihr beide genausogut Ehebruch begehen können. Und keiner haßt den Ehebruch anderer Leute so sehr wie ein Ehebrecher.«
»Komisch, nicht wahr?« sagte Nafai. »In wie wenigen Jahren wir die Gebräuche Basilikas aufgegeben haben. Dort hätte Eiadh ihren Vertrag mit Elemak einfach nicht erneuert, und Sevet und Kokor hätten jetzt schon ihren sechsten oder zehnten Ehemann, und niemand wäre dafür gestorben.«
»Findest du, das wäre zivilisierter gewesen?« fragte Huschidh. »Dieselbe Wut würde lediglich unter der Oberfläche brodeln, dasselbe Verlangen, daß der Ehemann oder die Ehefrau einem treu ist. Obring ist nicht wegen einer Sache gestorben, die er in der Wildnis getan hat. Er ist wegen des Ehebruchs gestorben, den er in der Stadt begangen hat.«
»Aber er ist nicht in der Stadt gestorben«, sagte Nafai. »Na gut. Wenn die Wühler wissen, daß Menschen getötet werden können, sollten wir es lieber auch den Engeln erzählen. Zum Glück mußte ich hier oben nie den Gott spielen, so daß es für sie kein so großer Schock sein wird. Wir werden natürlich zur Beerdigung in die Stadt kommen. Und ein paar Engel mitbringen. Sie sollen sehen, wie die Leiche eines Menschen in Flammen aufgeht.«
»Vielleicht wäre das genau die falsche Lektion für sie«, sagte Huschidh.
»Warum?« fragte Nafai. »Glaubst du, einige Engel wollten insgeheim alle Menschen abschlachten?«
»Keineswegs«, sagte Huschidh. »Aber ich glaube, einige Engel zählen darauf, wir könnten verhindern, daß die Wühler weiterhin gegen sie zu Felde ziehen und ihre Kinder stehlen, um sie zu essen und Podeste aus ihren Knochen zu machen. Es wird sie kaum ermutigen, wenn sie sehen, daß wir gebrochen und getötet werden können.«
»Besonders nicht die Art und Weise, wie Vas gestorben ist«, sagte Ojkib. Woraufhin sie darauf bestanden, daß er ihnen beschrieb, wie es passiert war, und sich dann kurz darauf wünschten, er hätte es nicht getan.
»Es ist nur von Vorteil, daß die Engel unsere Schwächen kennen«, sagte Nafai. »Sie müssen auf ihre eigene Stärke vertrauen. Darauf, und auf die Obhut und Weisheit des Hüters der Erde.«
»Der Hüter?« fragte Ojkib. »Sie wissen von ihm?«
»Sie kannten ihn nicht unter diesem Namen, bis wir es ihnen erklärt haben«, sagte Nafai. »Aber es gab unter ihnen schon immer Träumer. Und Luet hat mehrere gefunden, die gut auf jene Trancen reagieren, die sie als Wasserseherin in Basilika benutzt hat. Der Hüter spricht zu ihnen. Und ich arbeite daran, Waffen zu finden, die sie benutzen können, um sich gegen die Wühler zu verteidigen, falls es je zu einem Krieg kommen sollte.«
»Bist du nicht der Ansicht, daß wir Frieden zwischen ihnen stiften können?«
»Ich glaube nicht mal, daß es uns gelingen wird, unter
»Ist es sehr schlimm«, fragte Huschidh, »wenn ich zugebe, daß ich Obring kaum vermissen werde?«
»Es hätte mich mehr überrascht, wenn du anderer Ansicht wärest«, sagte Nafai. »Aber ich glaube, Vas hat versucht, ein guter Mensch zu sein.«
Ojkib runzelte die Stirn. »Hätte er es wirklich versucht, wäre es ihm auch gelungen, Nafai. Die Leute sind, was sie sein wollen.«
»Was für eine unbarmherzige Sichtweise«, sagte Huschidh. »Wie du sprichst, könnte man meinen, du wärest der Ansicht, die Menschen wären für ihr Verhalten selbst verantwortlich.«
»Sind sie es denn nicht?« fragte Ojkib.
»Hast du noch nie einen Dreijährigen gesehen, der einen dummen Fehler gemacht hat? Er schaut irgendein Kind oder einen Erwachsenen an, der in seiner Nähe ist, und schreit ihn an: ›Jetzt sieh nur, wozu du mich gebracht hast!‹ Das ist das moralische Universum, in dem Vas und Obring stets gelebt haben — und auch Sevet und Kokor.«
Bei der Beerdigung achtete Kokor verstohlen auf Sevet und tat es ihr Träne um Träne, Seufzer um Seufzer gleich. Diese alte Hure wird aus der Witwenschaft keine größeren Vorteile ziehen als ich, dachte Kokor. Schließlich hat