Chveja drehte sich zu Ojkib um und begrub einen Augenblick lang schweigend ihr Gesicht in seiner Schulter. So reagierte sie immer, wenn Nafai genau das Falsche sagte — was er für einen so intelligenten Mann, wie er es war, überraschend oft tat. Soweit Nafai es wußte, hatte er recht; es war durchaus angemessen, daß sie sich in dieser Sache auf Elemaks Urteil verließen. Aber er hätte mittlerweile wissen müssen, daß Elemak ihm nicht dankbar sein würde, weil Nafai allen befohlen hatte, ihm seinen Willen zu lassen.
Außerdem hätte man Elemak
Als könnte sie seine Gedanken lesen, legte Mutter eine Hand auf Ojkibs Schulter. »Habe Geduld, mein Sohn«, sagte sie. »Du weißt, was du weißt, und zu gegebener Zeit wird man auf dich hören.«
Zu gegebener Zeit? Ojkib schaute Chveja an. Ihre Lippen waren geschürzt; sie war genauso besorgt wie er und genauso wütend.
Elemak stellte seine Suchmannschaft zusammen und teilte den Männern ihre Aufgaben zu.
Volemak ergriff das Wort. »Sind alle Erwachsenen hier versammelt? Wer paßt dann auf die Kinder auf? Wir wissen mittlerweile doch, daß sie in ihren Häusern nicht sicher sind.«
Sofort stürmten die Frauen, die Kinder hatten, hinaus, um zu ihren Häusern zurückzukehren.
»Elemak«, sagte Volemak, »laß ein paar Männer hier, die das Dorf schützen, während ihr fort seid.«
Elemak stimmte sofort zu. »Du kannst Nafai und Ojkib hier behalten — dann kann er dir nach Herzenslust seine Theorien mitteilen. Aber gib mir die anderen Männer mit.«
»Ich bin ein Mann«, sagte Yasai.
Ojkib mußte sich zurückhalten, um nicht zu sagen: »Ja, wenn ein Löwenzahn ein Baum ist.« Aber das war nicht die Zeit für spöttische Bemerkungen. Und Yasai
»Falls es einen Angriff gibt«, sagte Volemak, »werden wir mehr brauchen. Vielleicht die jüngeren Männer.«
Nun war Elemak unerbittlich. »Nafai hat den Mantel. Wenn ihr mehr braucht, habt ihr die älteren Knaben. Wir wollen Geschöpfe verfolgen, die fliegen können. Dafür brauche ich so viele Männer wie möglich.«
»Ich kann das Dorf beschützen«, sagte Protschnu und versuchte, älter als seine neun Jahre auszusehen.
Elemak betrachtete ihn mit ernstem Gesichtsausdruck. »Das mußt du auch. Gehorche deinem Großvater, ohne Fragen zu stellen.«
Protschnu nickte. Ojkib mußte unwillkürlich denken, daß ihr aller Leben in den letzten paar Monaten viel glücklicher gewesen wäre, wenn Elemak seinen eigenen Ratschlag befolgt hätte.
Kurz darauf war Elemak unterwegs. Von den Männern blieben nur Nafai, Issib, Volemak und Ojkib zurück.
»Willkommen unter den Nutzlosen«, sagte Issib trocken.
»Nutzlos? Das glaube ich kaum«, sagte Volemak. »Na schön, Ojkib. Sag uns, was du weißt.«
»Ich habe heute abend einen Engel gesehen«, sagte Ojkib. »Denselben, den Elemak gesehen hat. Aber er war nur ein paar Meter von mir entfernt, und ich habe seine Füße gesehen. Dieser Abdruck kann nicht von ihm stammen.«
»Von wem dann?« fragte Nafai.
»Es gibt andere«, sagte Chveja. »Ich habe kurze Blicke auf sie werfen können. Ich konnte nie etwas deutlich ausmachen, aber immerhin genug, um Verbindungen zu erkennen. Huschidh hat auch einige Hinweise darauf bekommen. Sie sind überall um uns herum. Aber dicht über dem Boden, im Unterholz. Niedrige Schatten, wie Eiadh sagte. Manchmal sind sie in den Bäumen.«
»Du weißt das alles, und du hast sie trotzdem nicht gesehen?« fragte Issib.
»Ich sehe die Verbindungen zwischen ihnen. Ganz schwach.« Chveja lächelte grimmig. »Mehr haben wir nicht.«
»Das ist nicht genug«, sagte Nafai. Er warf Ojkib einen kalten Blick zu. »Hör mit den Spielchen auf, Ojkib. Was
Zum erstenmal kam es Ojkib in den Sinn, daß er sein Geheimnis vielleicht doch nicht so gut gehütet hatte, wie er glaubte. »Ich
»Diejenigen, die wir Wühler genannt haben«, sagte Nafai.
Volemak nickte. »Und sie leben ganz in der Nähe.«
Issib lachte. »Sollen wir uns etwa Schaufeln holen und zu graben anfangen?« Er riß die Arme hoch, um anzudeuten, wie groß die Fläche war, die sie umgraben mußten.
»Höhlen und Bauten haben Eingänge«, sagte Nafai.
»Aber wir haben die Umgebung erkundet«, sagte Protschnu. »Wir haben keine Löcher entdeckt.«