»Warum tun wir nicht das Offensichtliche?« sagte Ojkib. »Das, was auch Elemak getan hätte, wäre er nicht dermaßen überzeugt davon gewesen, daß die Entführer fliegen können. Folgen wir den Spuren.«
Die Fußabdrücke der Wühler gingen fast sofort in dem Durcheinander verloren, das ihre eigenen Füße hinterlassen hatten, als sie auf Eiadhs Ruf herbeigelaufen kamen. Es half auch nicht, daß Rasa die Frauen veranlaßt hatte, die kleinen Kinder aus ihren Betten zu holen und in die Schule zu bringen. Doch trotz des Tumults gelang es Volemak, Lampen an die Männer und älteren Knaben zu verteilen, und nach ein paar Minuten rief Protschnu sie zu sich. »Hier!« sagte er aufgeregt. »Sie sind nicht zur Seite ausgewichen oder so, sie sind einfach geradeaus gelaufen.«
Es stimmte — die Spur setzte genau in der Richtung wieder ein, in der die Wühler aus Elemaks und Eiadhs Haus gelaufen waren. Die anderen gesellten sich zu Protschnu, blieben jedoch zurück, als er zum Waldrand weiterging.
»Wartet«, sagte Volemak. »Nafai, Ojkib — ihr geht zu den Seiten und paßt auf. Ich will nicht, daß Protschnu kopfüber in eine Falle läuft.«
Mit Lampen in der einen und Gartenwerkzeugen als behelfsmäßigen Waffen in der anderen Hand drang das zusammengewürfelte kleine Heer in den Waldrand ein. Vier Erwachsene, ein paar junge Knaben und die jungen Frauen, die noch keine Kinder hatten — damit würden sie in den Herzen ihrer Feinde Entsetzen hervorrufen. Sie hatten den Wald kaum betreten, als die Spur nicht mehr so leicht zu verfolgen war — auf den Blättern auf dem Waldboden zeichneten sich Fußabdrücke nicht sehr gut ab. Protschnu brauchte eine Weile, um die Spur auch nur sechs Meter in den Wald zu verfolgen, und dann verlor er sie.
Sie gingen langsam und vorsichtig weiter und zogen einen stets größer werdenden Kreis, um die Spur wiederzufinden. Dann hörte Ojkib einen leisen Ruf von Protschnu, der nur ein paar Schritte neben ihm stand. Der Junge schaute zu den Ästen hinauf. »Ich bin so dumm!« sagte er und lief augenblicklich zu der Stelle zurück, an der er die Spur verloren hatte.
Ojkib folgte ihm. »Du meinst, sie haben das Baby durch die Bäume getragen?«
»In einem Baum hinauf«, sagte Protschnu. »Erinnert ihr euch an die hohlen Stumpfe, die wir gefunden haben, als wir Bäume fällten?«
»Schedemei hat gesagt, es sei nicht unmöglich, daß irgendeine Krankheit sie …«
Doch mittlerweile war Protschnu schon den Baum hinaufgeklettert und drückte hier und dort die Hand hart gegen den Stamm. »Protschnu, du suchst doch nicht nach Geheimgängen, oder?«
»Wir haben die hohlen Bäume verbrannt, weil wir sie für unsere Bauten nicht brauchen konnten. Wir hätten sie genauer betrachten sollen. Die Spur führt direkt zu diesem Baum und verschwindet dann.
»Protschnu, erinnere mich daran, daß ich dich nie wieder dumm schimpfe«, sagte Ojkib.
Doch Protschnu hatte ihn kaum gehört. Er hatte sich bereits umgedreht und die Beine in die Öffnung geschoben.
Ojkib knipste seine Lampe aus, kletterte den Baum hinauf und hielt Protschnu am Arm fest. »Nein!« rief er. »Wir wollen nicht
»Ich bin der einzige, der durch die Tür paßt!« rief Protschnu und versuchte, sich von Ojkibs Griff zu befreien.
»Proja, du warst brillant, also stelle dich jetzt nicht so dumm an!« rief Ojkib zurück. »Du kannst nicht mit den Füßen zuerst in ihren Bau klettern! Du weißt nicht mal, ob du dort unten soviel Platz hast, daß du die Hacke benutzen kannst. Also komm raus, bevor sie dir die Füße abschneiden!«
Zögernd kletterte Protschnu aus der Tür hinaus.
Mittlerweile hatten die anderen sich um den Baum versammelt. Nafai trug eine Axt, Ojkib ebenfalls. Als Protschnu den Baum verlassen hatte, machten sie sich schnell daran, den Stamm zu fällen. Nach ein paar Minuten hatten sie soviel von dem überlebenden Stamm weggeschlagen, daß der Baum umkippte.
Jetzt war die Öffnung nicht mehr nur eine winzige Tür. Sie war so groß, daß auch die Erwachsenen sich in das Loch hinunterlassen konnten. Und nachdem Nafai seine Lampe so tief in das Loch hinabgelassen hatte, wie es ihm möglich war, gab er bekannt, daß die Kammer so groß sei, daß ein Mensch darin stehen könne, während man die Tunnels nur benutzen konnte, wenn man sich auf alle viere hinabließe.
»Ich glaube nicht, daß das im Augenblick eine gute Idee wäre«, sagte Volemak.
»Wir dürfen keine Zeit verschwenden, Vater«, sagte Nafai.
»Steh auf und sieh dich um, Njef.«
Sie hoben ihre Lampen und schauten sich um. Hunderte von Wühlern umgaben sie, in den Bäumen, auf dem Boden. Sie schwangen Keulen und Speere mit Steinspitzen.