Читаем Gertrud / Гертруда. Книга для чтения на немецком языке полностью

Ich konnte nur Dank sagen. Sie wusste nicht, was mit mir war, sie fühlte nur und verstand, dass ich ergriffen war, und fand schonend einen Weg zur vorigen Heiterkeit und Freiheit des Plauderns zurück. Dann ging ich bald.

Ich ging nicht nach Hause, und ich wusste nicht, ob es noch regnete. Ich ging an meinem Stock durch die Straßen, doch war es kein Gehen, und die Straßen waren keine Straßen, ich fuhr auf Sturmwolken durch flatternde, brausende Himmel, ich redete mit dem Sturm und war selbst der Sturm, und ich hörte aus unendlicher Ferne herüber etwas Betörendes klingen, das war eine helle, hohe, vogelleicht schwebende Frauenstimme und sie schien ganz rein von menschlichen Gedanken und Stürmen, und schien doch im Kern alle wilde Süßigkeit der Leidenschafft zu haben.

Den Abend saß ich ohne Licht in meinem Zimmer. Als ich es nicht mehr aushielt, es war schon spät, ging ich zu Muoth hinaus, fand aber seine Fenster dunkel und kehrte wieder um. Lange lief ich in der Nacht umher und fand mich endlich müde, aus Träumen erwachend, vor dem Imthorschen Garten. Da rauschten die alten Bäume feierlich um das verborgene Haus, von dem kein Ton und Strahl herüberdrang, und zwischen den Wolken kamen und verschwanden hier und dort schwachglänzende Sterne.

Ich wartete einige Tage, ehe ich wieder zu Gertrud zu gehen wagte. In dieser Zeit kam ein Schreiben von jenem Dichter, dessen Lieder ich komponiert hatte. Seit zwei Jahren waren wir in einer losen Verbindung, es kamen je und je merkwürdige Briefe von ihm, ich schickte ihm meine Arbeiten und er mir seine Gedichte. Nun schrieb er:

»Werter Herr! Sie haben länger nichts von mir gehört. Ich war fleißig. Seit ich Ihre Musik habe und verstehe, hat mir immer ein Text für Sie vorgeschwebt, wollte aber nicht heraus. Jetzt ist er da, so gut wie fertig, es ist ein Operntext, und Sie müssen ihn komponieren. – Sie können kein sehr glücklicher Mensch sein, das steht in Ihrer Musik. Von mir will ich nicht reden; aber da ist ein Text für Sie. Da uns doch sonst nichts Erfreuliches blüht, wollen wir den Leuten ein paar hübsche Sachen vorspielen, bei denen den Dickhäutern für Augenblicke klar wird, dass das Leben nicht bloß eine Oberfläche hat. Denn da wir doch mit uns selber nichts Rechtes anzufangen wissen, plagt es uns, die unnütze Kraft andere spüren zu lassen.

Ihr Hans H.«

Das fiel wie ein Funke in mein Pulver.[63] Ich schrieb um den Text und war so ungeduldig, dass ich den Brief wieder zerriss und telegraphierte. Nach einer Woche kam das Manuskript, ein kleines, glühendes Liebesspiel in Versen, noch mit Lücken, aber für mich einstweilen genug. Ich las und ging mit den Versen im Kopf umher, da sang sie und geigte sie bei Tag und Nacht, und bald lief ich zu Gertrud.

»Sie müssen mir helfen«, rief ich. »Ich mache eine Oper. Da sind drei Stücke, für Ihre Stimme gesetzt. Wollen Sie sie ansehen? Und mir dann einmal singen?«

Sie freute sich, ließ sich erzählen, blätterte in den Noten und versprach, sie bald zu lernen. Es kam eine glühende, übervolle Zeit; trunken von Liebe und Musik ging ich einher, zu nichts anderm tauglich, und Gertrud war die einzige, die mein Geheimnis wusste. Ich brachte ihr Noten, die sie lernte und mir sang; ich fragte sie, spielte ihr alles vor und sie glühte mit mir, studierte und sang, riet und half, und hatte an dem Geheimnis und an dem entstehenden Werk, das uns beiden gehörte, ihre blühende Lust. Keine Andeutung, kein Vorschlag, den sie nicht sofort verstand und aufnahm, schließlich begann sie selber, mit ihrer feinen Schrift, mir beim Abschreiben und Umschreiben zu helfen. Im Theater hatte ich Krankenurlaub genommen.

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