Читаем Gertrud / Гертруда. Книга для чтения на немецком языке полностью

»Sieh, du hast ja meine Frau gern – oder wenigstens gern gehabt, und ich hab sie auch gern, sogar sehr. Nun wollen wir heute abend ein Fest geben, nur für dich und mich, zu ihren Ehren. Nämlich, es ist ein Grund dazu vorhanden. Ich habe sie malen lassen, sie musste im Frühjahr immer zu dem Maler hingehen, ich war oft dabei. Dann reiste sie fort, das Bild war fast fertig. Der Maler wollte sie noch einmal sitzen haben, aber jetzt habe ich das Warten satt bekommen und das Bild bestellt, wie es halt ist. Das ist vor einer Woche gewesen, und jetzt ist ein Rahmen drum, und das Bild ist gestern ins Haus gekommen. Ich hätte dir’s gleich gezeigt, aber es ist besser, dass das festlich geschieht. Freilich, ohne einigen Champagner wird es nicht gut gehen, wie soll ich sonst vergnügt werden! Ist dir’s recht?«

Ich fühlte hinter seinen Scherzen Rührung, ja Tränen verborgen und stimmte munter ein, obwohl mir nicht so zumute war. Unser Fest zu Ehren der Frau, die ihm so ganz verloren schien, wie sie es mir wirklich war, wurde vorbereitet.

»Kannst du dich noch an ihre Blumen erinnern?« fragte er mich. »Ich verstehe von Blumen nichts und weiß nicht, wie sie heißen. Sie hatte immer solche weiße und gelbe, und auch rote. Weißt du nimmer?«

»Ja, einige weiß ich noch. Warum?«

»Du musst sie kaufen. Lass einen Wagen kommen, ich muss ohnehin auch in die Stadt. Wir wollen es so machen, wie wenn sie da wäre.«

So fiel ihm noch manches ein, woran ich sah, wie tief und unablässig er an Gertrud gedacht hatte. Es tat mir wohl und weh, es zu merken. Ihretwegen hielt er keine Hunde mehr und lebte einsam, der sonst nie lang ohne Frauen hatte sein können. Er hatte ihr Bild bestellt, er hieß mich ihre Blumen kaufen! Das war, als nehme er eine Maske ab und ich sähe hinter den harten selbstsüchtigen Zügen ein Kindergesicht versteckt.

»Aber«, wandte ich noch ein, »wir sollten das Bild doch lieber jetzt ansehen oder am Nachmittag. Bilder muss man doch bei Tageslicht sehen.«

»Ach was, du kannst es ja morgen noch lang genug anschauen. Es ist ja hoffentlich eine gute Malerei, aber im Grund ist uns das doch ganz einerlei, wir wollen doch bloß sehen.«

Nach Tische fuhren wir in die Stadt und kauften ein, vor allem die Blumen, einen großen Strauß Chrysanthemen, einen Korb Rosen und ein paar Büsche weißen Flieder. Dabei fiel es ihm ein, auch eine große Sendung Blumen an Gertrud nach R. schicken zu lassen.

»Es ist doch etwas Schönes um Blumen«, sagte er nachdenklich. »Ich begreife, dass Gertrud sie gern hat. Sie gefallen mir auch, nur kann ich keine Sorgfalt für so etwas aufbringen. Wenn keine Frau danach sah, war es bei mir immer unordentlich und nicht recht behaglich.«

Am Abend fand ich im Musikzimmer das neue Bild aufgestellt und mit einem Seidentuche verhängt. Wir hatten festlich getafelt, und Muoth begehrte nun zuerst das Hochzeitspräludium zu hören. Nachdem ich es gespielt hatte, enthüllte er das Bild, und wir standen eine Weile schweigend davor. Gertrud war in einem hellen sommerlichen Kleide gemalt, in ganzer Figur, und blickte uns aus den klaren Augen vertraulich an, und es dauerte eine Zeit, ehe wir einander ansehen und die Hände geben konnten. Muoth schenkte zwei Gläser voll Rheinwein, nickte dem Bilde zu, und wir tranken auf sie, an die wir beide dachten. Dann nahm er das Bild sorglich in die Arme und trug es hinaus.

Ich bat ihn, etwas zu singen, doch wollte er nicht.

»Weißt du noch«, sagte er lächelnd, »wie wir damals vor meiner Hochzeit einen Abend beieinander saßen? Jetzt bin ich ja wieder Junggesell, und wir wollen noch einmal versuchen, mit den Gläsern zu läuten und ein bisschen vergnügt zu sein. Dein Teiser sollte dabei sein, der versteht sich auf die Fröhlichkeit besser als ich und du. Du musst ihn schön grüßen, wenn du wieder heimkommst. Er kann mich ja nicht leiden, aber trotzdem.«

Mit der vorsichtigen, gehaltenen Heiterkeit, mit der er immer seine guten Stunden gekostet hatte, begann er zu plaudern und mich an Vergangenes zu erinnern, und ich war erstaunt, wie alles, auch Kleines und Zufälliges, was ich bei ihm längst vergessen glaubte, unverloren in seiner Erinnerung lebte. Auch den allerersten Abend, den ich bei ihm und Marion mit Kranzl und den andern zugebracht hatte, und unsern damaligen Streit hatte er nicht vergessen. Nur von Gertrud sprach er nicht; die Zeit, seit der sie zwischen uns getreten war, ließ er unberührt, und mir war es lieb.

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Джеймс Джойс – великий ирландский писатель, классик и одновременно разрушитель классики с ее канонами, человек, которому более, чем кому-либо, обязаны своим рождением новые литературные школы и направления XX века. В историю мировой литературы он вошел как автор романа «Улисс», ставшего одной из величайших книг за всю историю литературы. В настоящем томе представлена вся проза писателя, предшествующая этому великому роману, в лучших на сегодняшний день переводах: сборник рассказов «Дублинцы», роман «Портрет художника в юности», а также так называемая «виртуальная» проза Джойса, ранние пробы пера будущего гения, не опубликованные при жизни произведения, таящие в себе семена грядущих шедевров. Книга станет прекрасным подарком для всех ценителей творчества Джеймса Джойса.

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