Читаем Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке полностью

Ich blieb sitzen. Es war außer Fred niemand mehr da. Ich betrachtete die alten, beleuchteten Landkarten, die Schiffe mit ihren vergilbten Segeln und dachte an Pat. Ich hätte sie gern angerufen, aber ich zwang mich, es nicht zu tun. Ich wollte auch nicht so viel an sie denken. Ich wollte sie nehmen als ein unerwartetes, beglückendes Geschenk, das gekommen war und wieder gehen würde, – nicht mehr. Ich wollte nie dem Gedanken Raum geben[95] dass es mehr sein könnte. Ich wusste zu sehr, dass alle Liebe den Wunsch nach Ewigkeit hatte und dass darin ihre ewige Qual lag. Es gab nichts, was blieb. Nichts.

* * *

„Bin ich besoffen oder donnert es draußen?” fragte ich.

Fred lauschte. „Es donnert tatsächlich. Das erste Gewitter in diesem Jahr.”

Wir gingen unter die Tür und sahen zum Himmel auf. Es war nichts zu sehen. Es war nur warm und ab und zu donnerte es.

,,Darauf könnten wir eigentlich noch einen nehmen”, schlug ich vor. Fred war auch dafür.

Es donnerte nur stärker. Ich gab ihm ein Glas Zitronensaft zu trinken und ging zum Telefon. Im letzten Augenblick besann ich mich, dass ich ja nicht telefonieren wollte. Ich winkte dem Apparat zu und wollte meinen Hut vor ihm ziehen. Aber dann merkte ich, dass ich ihn gar nicht auf hatte.

Als ich zurückkam, waren Köster und Lenz da. „Hauch mich mal an”, sagte Gottfried.

Ich hauchte. „Rum, Kirsch und Absinth[96]”, sagte er. „Absinth, du Ferkel.”

„Wenn du meinst, ich wäre besoffen, irrst du dich”, sagte ich.

„Wo kommt ihr her?”

„Aus einer politischen Versammlung. Aber es war Otto zu blöd. Was trinkt Fred denn da?”

„Zitronensaft.”

„Trink auch mal ein Glas.”

„Morgen”, erwiderte ich. „Jetzt werde ich zunächst mal was essen.”

Köster hatte mich die ganze Zeit besorgt angesehen. „Sieh mich nicht so an, Otto”, sagte ich, „ich habe mich aus lauter Lebenslust etwas beschwipst. Nicht aus Kummer.”

„Dann ists gut”, sagte er. „Aber komm trotzdem mit, essen.”

Um elf Uhr war ich wieder nüchtern wie ein Knochen[97].

Ich ging zum Telefon und rief Pat an. Es war mir völlig gleichgültig, was ich vorher alles zusammengedacht hatte. Sie meldete sich. „In einer Viertelstunde bin ich vor der Haustür,” rief ich und hängte rasch ab. Ich fürchtete, sie könnte müde sein und wollte nichts davon hören. Ich wollte sie sehen.

Sie kam. Als sie die Haustür aufschloss, küsste ich das Glas da, wo ihr Kopf war. Sie wollte etwas sagen, aber ich ließ sie gar nicht zu Worte kommen. Ich küsste sie und wir liefen zusammen die Straße hinunter, bis wir ein Taxi fanden. Es donnerte und blitzte.

„Rasch, sonst gibts Regen”, rief ich.

Wir stiegen ein. Die ersten Tropfen klatschten auf das Dach der Droschke. Der Wagen rüttelte auf dem schlechten Pflaster. Es war alles wunderbar, denn bei jedem Rütteln spürte ich Pat. Es war alles wunderbar: der Regen, die Stadt, das Trinken, es war alles weit und herrlich.

XII

Unsere Werkstatt stand immer noch leer wie eine Scheune vor der Ernte. Wir hatten deshalb beschlossen, das Taxi, das wir auf der Auktion gekauft hatten, nicht weiterzuverkaufen, sondern es einstweilen selbst als Taxi zu fahren. Lenz und ich sollten es abwechselnd machen. Köster konnte mit Jupp die Werkstatt ganz gut allein besorgen, bis wieder Arbeit kam.

Lenz und ich würfelten[98], wer als erster fahren sollte. Ich gewann, steckte mir die Tasche voll Kleingeld, nahm meine Papiere und strich dann mit dem Taxi langsam durch die Straßen, um mir zunächst einmal einen guten Standplatz auszusuchen. Es war etwas merkwürdig, so das erste Mal. Jeder Idiot konnte mich anhalten und mir einen Auftrag geben. Das war kein besonders großartiges Gefühl.

Ich suchte mir einen Halteplatz aus, an dem nur fünf Wagen standen. Er war gegenüber dem Hotel Waldecker Hof, mitten im Geschäftsviertel. Das ließ auf raschen Betrieb hoffen. Ich stellte die Zündung ab und stieg aus. Von einem der vorderen Wagen kam ein großer Kerl in einem Ledermantel auf mich zu. „Scher dich hier weg”, knurrte er.

Ich sah ihn ruhig an und rechnete mir aus, dass ich ihn am besten von unten mit einem Uppercut[99] umlegen würde, wenn es sein müsste. Er konnte wegen seines Mantels nicht schnell genug die Arme hochkriegen.

„Nicht kapiert?” forschte der Ledermantel und spuckte mir seine Zigarette vor die Füße. „Sollst dich wegscheren! Sind genug hier! Brauchen keinen mehr!”

Er war ärgerlich über den Zuzug, das war klar; aber es war mein Recht, mich herzustellen. „Ich schmeiße ein paar Runden Einstand[100]”, sagte ich.

Damit wäre die Sache für mich erledigt gewesen. Es war die übliche Art, wenn man neu herankam. Ein junger Chauffeur trat hinzu.

„Schön, Kollege. Lass ihn doch, Gustav – ”

Aber Gustav gefiel etwas an mir nicht. Ich wusste, was es war. Er spürte, dass ich neu im Beruf war. „Ich zähle bis drei – “ erklärte er. Er war einen Kopf größer als ich, darauf vertraute er.

Ich merkte, dass mit Reden nicht mehr viel zu machen war. Ich musste abfahren oder schlagen. Es war zu deutlich.

„Eins – ” zählte Gustav und knöpfte seinen Mantel auf.

Перейти на страницу:

Все книги серии Чтение в оригинале (Каро)

Похожие книги

Алые паруса. Бегущая по волнам
Алые паруса. Бегущая по волнам

«Алые паруса» и «Бегущая по волнам» – самые значительные произведения Грина, герои которых стремятся воплотить свою мечту, верят в свои идеалы, и их непоколебимая вера побеждает и зло, и жестокость, стоящие на их пути.«Алые паруса» – прекрасная сказка о том, как свято хранимая в сердце мечта о чуде делает это чудо реальным, о том, что поиск прекрасной любви обязательно увенчается успехом. Эта повесть Грина, которую мы открываем для себя в раннем детстве, а потом с удовольствием перечитываем, является для многих читателей настоящим гимном светлого и чистого чувства. А имя героини Ассоль и образ «алых парусов» стали нарицательными. «Бегущая по волнам» – это роман с очень сильной авантюрной струей, с множеством приключений, с яркой картиной карнавала, вовлекающего в свое безумие весь портовый город. Через всю эту череду увлекательных событий проходит заглавная линия противостояния двух мировосприятий: строгой логике и ясной картине мира противопоставляется вера в несбыточное, вера в чудо. И герой, стремящийся к этому несбыточному, невероятному, верящий в его существование, как и в легенду о бегущей по волнам, в результате обретает счастье с девушкой, разделяющей его идеалы.

Александр Степанович Грин

Приключения / Морские приключения / Классическая проза ХX века