Читаем Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке полностью

„Es muss schwer sein für dich, mich nicht zu betrügen”, sagte ich. „In dem silbernen Kleid.”

Sie lachte. „In dem schon gar nicht. Da habe ich Erinnerungen.”

„Ich auch. Ich habe gesehen, wie es wirkt. Aber ich will es auch gar nicht so genau wissen. Du kannst mich betrügen, ich will es nur nicht wissen. Nachher, wenn du zurückkommst, ist es dann nur wie geträumt für dich und vergessen und vorbei.”

„Ach Robby”, sagte sie langsam und ihre Stimme klang tiefer als vorher. ,,lch kann dich nicht betrügen. Dafür denke ich viel zu viel an dich. Du weißt nicht, wie das hier oben ist. Ein strahlendes, schönes Gefängnis. Man lenkt sich ab, so gut es geht, das ist alles. Wenn ich an dein Zimmer denke, dann weiß ich manchmal nicht, was ich tun soll, dann gehe ich an den Bahnhof und sehe die Züge an, die von unten kommen und denke, dass ich dir dann näher bin, wenn ich in ein Abteil einsteige oder so tue, als ob ich jemand abholen will.”

Ich biss die Lippen zusammen. Ich hatte sie noch nie so sprechen gehört. Sie war immer scheu gewesen und ihre Zuneigung hatte viel mehr in einer Gebärde, einem Blick gelegen als in Worten.

„Ich werde zusehen, dass ich dich einmal besuchen kann, Pat”, sagte ich.

„Wirklich, Robby?”

„Ja, vielleicht Ende Januar.”

Ich wusste, dass es kaum möglich war, denn von Februar an mussten wir ja auch das Geld für das Sanatorium aufbringen. Aber ich sagte es ihr, damit sie etwas hatte, woran sie denken konnte. Es war dann später nicht so schwer, es weiter zu verschieben, bis der Tag kam, wo sie wieder herunter konnte.

„Leb wohl, Pat”, sagte ich. „Lass es dir gut gehen. Sei froh, dann bin ich auch froh. Sei froh heute abend.”

„Ja, Robby, heute bin ich glücklich.”

XXIV

Es war drei Wochen später, an einem kalten Abend im Januar. Ich saß im International und spielte mit dem Wirt „Siebzehn und vier”[162]. Das Lokal war leer, nicht einmal die Huren waren gekommen. Die Stadt war unruhig. Draußen marschierten alle Augenblicke Kolonnen vorüber; manche mit schmetternden Militärmärschen, andere mit der Internationale und dann wieder schweigende, lange Züge, denen Schilder vorangetragen wurden mit Forderungen nach Arbeit und Brot. Man hörte die vielen Schritte auf dem Pflaster wie das Gehen einer riesigen, unerbittlichen Uhr. Nachmittags war es zwischen Streikenden und der Polizei bereits zu einem Zusammenstoß gekommen, bei dem zwölf Leute verletzt worden waren, und die ganze Polizei stand seit Stunden unter Alarm. Die Pfiffe der Überfallautos gellten durch die Straßen.

„Es gibt keine Ruhe”, sagte der Wirt und zeigte eine Sechzehn vor. „Seit dem Krieg hats keine Ruhe mehr gegeben. Und damals haben wir doch alle nichts anderes gewollt als Ruhe. Verrückte Welt!”

Ich zeigte Siebzehn vor und strich den Pot[163] ein. „Die Welt ist nicht verrückt”, sagte ich. „Nur die Menschen.”

Ich strich das Geld ein. Der Wirt gähnte und sah nach der Uhr. „Fast elf. Ich glaube, wir machen Schluss. Kommt doch keiner mehr.”

„Da kommt noch einer”, sagte Alois.

Die Tür ging. Es war Köster. „Gibts was Neues draußen, Otto?”

Er nickte. „Eine Saalschlacht in den Borussiasälen. Zwei Schwerverletzte, ein paar Dutzend Leichtverletzte und ungefähr hundert Verhaftungen. Zwei Schießereien im Norden. Ein Schupo tot. Weiß nicht, wieviel Verletzte. Na, und jetzt gehts ja wohl erst noch los, wenn die großen Versammlungen zu Ende sind. Bist du hier fertig?”

„Ja”, sagte ich. „Wir wollten gerade Schluss machen.”

„Dann komm mit.”

Ich sah zum Wirt hinüber. Er nickte. „Also Servus”, sagte ich.

„Servus”, erwiderte der Wirt träge. „Nehmt euch in Acht.”

Wir gingen hinaus. Draußen roch es nach Schnee. Flugblätter lagen wie große, tote, weiße Schmetterlinge auf der Straße.

„Gottfried ist nicht da”, sagte Köster. „Er steckt in einer dieser Versammlungen. Ich habe gehört, dass sie gesprengt werden sollen, und glaube, dass noch allerhand passieren wird. Es wäre ganz gut, wenn wir ihn vor Schluss erwischen könnten. Er ist ja nicht gerade der Ruhigste.”

„Weißt du denn, wo er ist?” fragte ich.

„Nicht genau. Aber ziemlich sicher in einer der drei Hauptversammlungen. Wir müssen sie abfahren. Gottfried mit seinem leuchtenden Haarschopf ist ja leicht zu erkennen.”

„Gut.” Wir stiegen ein und jagten mit Karl los zum ersten Versammlungslokal.

* * *

Auf der Straße stand ein Lastwagen mit Schupos. Die Sturmriemen der Tschakos[164] waren heruntergelassen. Karabinerläufe schimmerten stumpf im Laternenlicht. Bunte Fahnen hingen in den Fenstern. Vor dem Eingang drängte sich eine Anzahl uniformierter Leute. Fast alle waren sehr jung.

Wir blieben am Eingang stehen und Köster, der sehr scharfe Augen hatte, musterte die Reihen.

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